WER IST PADIAMÉNOPÉ?
DER SCHRIFTSTELLER
LITERATUR
MUSIK
FILM

    KAFKA UM 1922

 

SKRIBENTUM ABSURDUM CONTINUUM CUCUMIS SATIVA FUTURIS 2014/2015! Ich höre auf gar keinen Fall mit dem Schreiben auf! Es ist wahrlich ALLES, was ich habe und ALLES, was ich kann.

 

Es ist relativ vermessen, sich Autor nennen zu wollen, wenn es Werke wie "DAS SCHLOSS", "DER PROZESS" und "AMERIKA" von Franz Kafka gibt. Marlene Dietrich sagte einst zu einem Kollegen, der Orson Welles erwähnt hatte: "Wie können Sie es wagen, diesen Namen auszusprechen, ohne sich zuvor zu bekreuzigen?!" Also, was kann ein Schriftsteller erreichen - angesichts der Werke eines Kafka, Homer oder Shakespeare? ALLES IST BEREITS GESAGT, alles wurde niedergeschrieben, alles, wirklich alles ist seit Anbeginn des Buchdrucks katalogisiert und kategorisiert worden. Es gibt Schriftsteller sonder Zahl, einige sollten EHER NICHT SCHREIBEN! Oder, sehr viel besser ausgedrückt: Sie sollten es NICHT VERÖFFENTLICHEN! Wo stehe also ich? Inmitten eines jämmerlich zu nennenden Haufens schreibender Kollegen, der sich, narzisstisch wie alle Schriftsteller, eine Chance auf ein WENIG RUHM UND EHRE im Autoren-Himmel ausrechnet? Durch nichts gerechtfertigt, durch rein GAR NICHTS belegt, durch überhaupt nichts bewiesen. Klar, ich hatte da einige Veröffentlichungen, ich hatte auch ein paar sehr nette Zuschriften ("Sie haben Talent!"), aber wirklich Zählbares ist nicht dabei heraus gekommen, dass ich seit fast 30 Jahren schreibe. Dennoch werde ich hier einige meiner Arbeiten "zur Schau stellen". Denn: Nein, ich bin kein schlechter Schriftsteller, aber sicherlich auch nicht gerade ein Anwärter auf einen international anerkannten Autorenpreis. ALLEM VORWEG GESTELLT SEI HIER JEDOCH DAS CREDO EINES SCHRIFTSTELLERS. ES IST QUASI DIE VORAUSSETZUNG ÜBERHAUPT. SEI ALSO GEWARNT, NEULING IN DIESEM GEWERBE! SEI GEWARNT UND WISSE!

PRÜFE DICH DAHER SEHR GENAU, BEGEISTERTER ANFÄNGER, OB DU DIESEN WERTEN ENTSPRICHST:

 

CREDO EINES SCHRIFTSTELLERS

 

ICH GLAUBE AN DIE HEILIGE MACHT DER UNORDNUNG, DENN ORDNUNG IST DIE LUST DER VERNUNFT - UNORDNUNG JEDOCH, DAS CHAOS, IST DIE WOLLUST DER FANTASIE!       

 

Prüfen Sie, ob er in der tiefsten Stelle Ihres Herzens seine Wurzeln ausstreckt, gestehen Sie sich ein, ob Sie sterben müssten, wenn es Ihnen versagt würde zu schreiben. Dieses vor allem; fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: MUSS ICH SCHREIBEN??? (Rainer Maria Rilke)

 

Das Paradies des Narren ist dem Weisen die Hölle (Thomas Fuller)

 

Falls Du Ambitionen haben solltest, Dich als Autor zu versuchen, wenn Du glaubst, TALENT zu besitzen, und zudem der Meinung bist, eine echte Chance verdient zu haben, dann lies bitte zuerst dieses Manifest:

 

MANIFESTO

Wenn du´s versuchen willst, geh bis zum Ende oder fang gar nicht erst an. Kann sein, du verlierst die Freundin, die Frau, Verwandte, Jobs - und vielleicht den Verstand.... Kann sein, du ißt nichts tagelang, kann sein, du frierst auf einer Parkbank. Kann sein: Gefängnis, kann sein: Verachtung. Kann sein: Spott und Isolation.

ISOLATION IST DIE BELOHNUNG!

Alles andere ist eine Belastungsprobe für deinen Willen, das durchzustehen. Und du wirst es auch durchstehen, trotz der Ablehnung und trotz aller Widrigkeiten. Und es wird besser sein als alles, was du dir vorstellen kannst. Wenn du´s also versuchen willst, geh bis zum Ende!

NICHTS ANDERES KOMMT DEM GLEICH!

Du wirst allein sein mit den Göttern! Und die Nächte werden in Flammen stehen! Du wirst das Leben bis zum schieren Lachen treiben!

ES IST DER EINZIGE KAMPF, DEN ES SICH LOHNT ZU KÄMPFEN!

(nach Charles Bukowski)

[aus dem Film "Factotum", US/N 2005, mit Matt Dillon]

UND EXAKT DAS IST AUCH MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG.

UND, VERDAMMT, ICH LEBE NACH DIESEM MEINEM CREDO.

Ich überlege, einen WORKSHOP unter dem Banner "Schreibe mit F.R.E.U.D.E." anzubieten:

© Gherkin 2014

F   antasievoll und mächtig wortgewandt
R   affiniert und inspiriert
E   inprägsam und erstklassig
U   nvergleichlich (auch: unerhört/ungewöhnlich/unkonventionell)
D   emütig und dennoch teuflisch gut
E   igenem Stil verhaftet, kopiere keine Meister!

FAZIT: Sehr bald wirst DU wissen, ob DEINE Begabung ausreicht, den Beruf der Berufung nicht nur anzustreben, sondern tatsächlich auch ausüben zu dürfen. DEIN Gewissen wird es DIR mitteilen...

Daneben werde ich im Jahr 2014 die H.A.N.D.-GRUPPE gründen, die HARDTERBROICHER AUTOREN NACHWUCHS DITHYRAMBE. Ich werde mich dem hoffnungsfrohen und -vollen Nachwuchs unspektakulär und sehr intensiv widmen. 


 

 

 

   ERNSTE PROSA

 

 

Heute schreibt Professor Bedenkirch die Rezension über Pedro Junghans´ "Nichts ist eine Menge" (>Nada es una cantidad<)

 

Längst vergessene Schätze der Weltliteratur
Versuch einer Annäherung
Prof. Dr. Gerfried Bedenkirchs Rezensionen, Ausgabe I (von insgesamt XII Ausgaben)

 

Heute: Pedro Junghans „Nichts ist eine Menge“ („Nada es una cantidad“, Cervantes, 1971, Paraguay)

 

Das Buch mit dem fast mathematisch anmutenden Titel „Nichts ist eine Menge“ von Pedro Junghans erschien 1971 im Cervantes Verlag der Freien Autoren Paraguays, ist 481 Seiten dick und birgt eine Menge an Feinsinn, Beobachtungsgabe und latenter Gesellschaftskritik.


Ich las das Buch zum Ende der 80er Jahre, in 4 aufeinander folgenden Tagen/Nächten erstmalig. Die Hauptperson heißt Pedro. Das kann darauf schließen lassen, dass dieses Buch autobiografische Züge trägt, aber natürlich mag es auch die narzisstisch-egozentrische Welt des Autors vor Augen führen. Aber wer von allen Schriftstellern dieses Planeten ist denn nicht eitel und ein wenig selbstverliebt? Wer? In die eigenen Satzstrukturen, in das mühsam Erarbeitete, in die sorgsam zu Papier gebrachte Gedankenflut?? Es gibt wohl keinen Schreibenden, dem Narzissmus fremd ist. Es dürfte sogar eine Form der Voraussetzung sein, überhaupt eine Idee zu einem Roman zu Papier zu bringen, Gestalt werden zu lassen, letztlich niederzuschreiben. Nach Prof. Borwin Bandelow kann es nicht schaden, um Erfolg als Autor haben zu können, wenn sich eine Borderline-Störung mit Narzissmus paart, um dann psychische Instabilität zu gebären. Leid und Tragik im Leben eines Schriftstellers sind also das Fundament für wirklich gute Arbeiten und wahrhaft geniale Ergüsse. In Pedro Junghans haben wir einen Vertreter exakt dieser Zunft. Einen Prototyp.

„Nichts ist eine Menge“ heißt: Wer gar nichts hat, hat dennoch immer wenigstens etwas. Wer so gut wie am Boden ist, oder bereits schon liegt, wer die letzte Sprosse der sozialen Leiter hinab geklettert ist und mit dem linken Fuß bereits Bodenkontakt hat, der kann doch immerhin noch Würde, Zorn, Ehre, Verbitterung, Mut oder Trotz vorweisen. Das Werk soll uns aufzeigen, was der alte Bettler im abgerissenen Mantel fühlt, der mit einem entwendeten „Norma“-Einkaufswagen, in dem seine vier Beutel, all sein Hab und Gut, lagern, gemächlich über die Seitenstraßen schlurft, wobei eines der Räder leicht quietschende Geräusche von sich gibt. Der Normalbürger würde wohl behaupten, der Bettler sei völlig mittellos. Pedro Junghans schreibt gegen dieses vorurteilsbelastete Denken an und gibt zu beDENKEN: In den 4 Beuteln schlummern Kostbarkeiten und Raritäten, der Wagen ist reiner Luxus, im Kopf des Bettlers – tausend farbenfrohe Fantasien, melancholisch untermalt, wie bei dem „Mädchen mit den Streichhölzern“, das nichts anderes als Wärme und Schutz sucht. Die Würde im absoluten Scheitern, das ist Junghans´ Thema. Er lässt seinen Pedro durch Asunción schlendern, es könnte aber auch jede andere südamerikanische Stadt sein, Mitte Februar, es ist drückend schwül, und dabei Philosophieren, Betrachten und Sinnen.

Halblaute Selbstgespräche, mitunter auch Dialoge, die bisweilen ermüdend wirken können
in dieser Häufung, begleiten seinen langen Marsch. Er ist völlig verarmt, hat keinerlei Weggefährten, kennt anscheinend nur diesen mysteriösen Uhrmacher Carlos Benjamin, der immer und immer wieder, oft zur Unzeit, an allen Ecken und Ende in Asunción auftaucht. Am Ende des Buches fragt sich der Leser: Kann der Uhrmacher wirklich fliegen? Hat der geheimnisvolle alte Mann die Gabe, die Zeit vorübergehend anzuhalten? Oder ist dies nur Traum-, Sinnbild einer gepeinigten Seele, die aufschreit? „Haltet ein! Verharret!“ So steht es auf Seite 120.

Diese manchmal komische, dann wieder bedrückende, schließlich auch tragische Reise ist nicht nur hervorragend beobachtet, sie ist auch eine stilistische Meisterleistung des Autors. Wer einmal total in sein Genre, sein Sujet, eingetaucht ist, es vollinhaltlich begriffen und verstanden hat, der kann ja quasi „aus dem Vollen schöpfen“. Junghans hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, ohne Geld und ohne Zukunft in einer Stadt zu leben, die vor Hyänen wimmelt, die keine Gnade kennt, in der die so berühmte Schere zwischen Arm und Reich so weit auseinander klafft wie einst Babylons Schenkel.

Begegnungen allüberall, doch entsteht keine Freundschaft, nichts ist von Dauer. Man begrüßt sich, man kennt sich, flüchtige Berührungen, unverbindlich flüchtige Bekanntschaften, durchaus ernst in manch derber Heiterkeit, vorgespielt von grandiosen Schauspielern in erbärmlicher Kulisse.

Der Schriftsteller P. Junghans ist Sohn eines deutschen Vaters, der 1946 auf verschlungenen Pfaden in Peru landet (Nazivergangenheit? Flucht? Fernweh?), dort auf Emilia Rosetta Gonzales de Marco trifft, einer bildschönen Mexikanerin, wie erhaltene Bilder zu belegen wissen, feurig und glutäugig, sie heiratet und mit ihr nach Paraguay zieht, um dort von einer versteckten Hanfplantage zu leben, angeblich von den Behörden gegen Bakschisch-Zahlungen geduldet. Diese Emilia gebiert an einem Tag im Mai, Pedro Junghans verschweigt uns den Tag beharrlich, ihren einzigen Sohn. Wir schreiben das Jahr 1949. Friedrich Junghans stirbt unter bis heute ungeklärten Umständen bei einem Brand, dem nicht nur das feudale Haus „Carpa de Buena Esperanza Junghans“ („Zelt der Guten Hoffnung“) zum Opfer fiel, sondern auch die komplette, großflächige Hanfplantage. Da der Hanfanbau wohl die einzige Einnahmequelle für die Familie Junghans gewesen ist, fanden sich Emilia und Sohn Pedro auf der Straße wieder. An Rücklagen hatte man nicht gedacht, mit dem Haus war auch alles Bargeld und die Schuldscheine/Aktien/Anteilsurkunden verbrannt. Emilia gab sich der Prostitution hin, nach dem stets unbestätigten Gerücht war der eigene Sohn auch ihr Zuhälter. Schließlich starb diese Emilia, da ist ihr Sohn erst 20 Jahre alt. Auch hier: Die Umstände des (offensichtlich gewaltsamen) Todes sind nie völlig aufgeklärt worden.

 Strangulationsunterblutungen konnten festgestellt werden, jedoch ist nach dem Totenschein eine von den Behörden tolerierte „natürliche Todesursache“ dokumentiert. Emilia Rosetta Gonzales de Marco Junghans wurde lediglich 41 Jahre alt.

Pedro Junghans schlug sich mittellos und wohl auch eine Zeitlang als Stricher, wacker zwar, doch psychisch sehr labil, einigermaßen durch. Eine alte Wahrsagerin namens, wie kann es anders sein, „Esmeralda“, soll ihm dann gegen Aushändigung seines Amuletts, das ihm seine Mutter als einzigen wirklich erwähnenswerten Besitz hinterließ, es zeigte einen Skarabäus, geraten haben, JETZT und sofort einen Roman zu schreiben. Dieser würde bekannt werden und den jungen Schriftsteller quasi über Nacht berühmt machen. Auch würde der Stoff dann, jedoch viele Jahre später, verfilmt. Nun, bis heute warten wir auf die Verfilmung, aber wir wissen sicher, dass Pedro Junghans sich noch in dieser Nacht daran begab, die ersten Absätze zu schreiben. „Nichts ist eine Menge“ stand als Titel bereits fest. Junghans beteuerte stets: „Den Titel gab es vor dem Buch“. 1970 begann Pedro Junghans zu schreiben, er war knapp 21 Jahre alt. Seine Schriftstellerkarriere sollte lediglich 14 Jahre umfassen, insgesamt schrieb Pedro Junghans 4 Bücher, doch keines erreichte auch nur im Ansatz die Klasse, die Berühmtheit und die Anerkennung seines Werkes „Nichts ist eine Menge“. Orson Welles interessiert sich 1971 für dieses Buch, will es unbedingt verfilmen. Sein Film „The Deep“ (1967–1970) war fast fertig, als Welles das Geld ausging und die Dreharbeiten verschoben werden mussten. Kurz darauf starb der Hauptdarsteller Laurence Harvey, so dass die fehlenden Szenen nicht mehr nachgedreht werden konnten. Nach dieser tragischen Entwicklung, 3 Jahre vergeblicher Arbeit, die viel Geld und Nerven gekostet hatte, stieß Orson Welles auf „Nichts ist eine Menge“ dieses jungen, unbekannten Autors. Er wollte die Rechte erwerben, doch Junghans sagte: „No, Señor“. Und Orson Welles schmollte….

Eine enge Mitarbeiterin, die damals zum Mitarbeiter-Stab rund um die Produktion des Films „The Deep“ gehörte, hat den Wortlaut des Ablehnungsschreibens per Fax übermittelt. Es bestand nur aus oben angeführtem „No, Señor!“ und dem Zusatz „Caballero, tiene que entender esto de una vez por todas“ (frei übersetzt etwa: „Das sollten Sie jetzt aber ein für alle Mal verstanden haben“). Welles empfand dies als eine persönliche Kränkung und fragte nie wieder nach. Andere Regisseure wie Pedro Almodóvar Caballero (* 24. September 1949 in Calzada de Calatrava, Ciudad Real) oder Carlos Saura (* 4. Januar 1932 in Huesca/Aragón) fragten ebenfalls an, erfuhren aber eine Absage.

Für einen solch jungen Schriftsteller ist es mehr als bemerkenswert, wie prägend seine Figuren, wie tief philosophisch seine Gedankengänge, wie exakt die Charaktere gezeichnet sind, und wie genau sie beobachtet wurden. Ich kann es mir anders nicht vorstellen: Jede prägende Begegnung in Junghans´ Leben findet hier ihren Niederschlag. Vor allem jener mysteriöse Uhrmacher Carlos Benjamin ist sehr liebevoll gezeichnet, möglicherweise eine Metapher für den schwer zu kompensierenden Verlust des geliebten, früh verstorbenen Vaters. Wie kann ein 20jähriger so präzise, so unbestechlich klar, sicher hie und da verspielt, aber niemals ins Schwafeln abtrudelnder Autor solch herrliche Sätze erschaffen?

„Siehst du heimlich, kurz nur, von der Seite in des alten Mannes Antlitz, so wunderbar das Profil zu schauen, so mächtig wirkt der knorrige Eindruck jener imposanten Persönlichkeit, siehst du wissend, Wahrheit erblickend, in dieses Gesicht voller Runzeln, Narben und tausend Krater, weißt du um die Erhabenheit der Natur, um die Weisheit des Alters, erkennst im verglühenden, glanzlosen Auge gar die Herrlichkeit des Zeitenstromes, der unaufhörlich voran strebt, alles vergessend und dennoch alles bewahrend. Pedro beschlich ein mulmiges Gefühl. Ihm deuchte, er habe nicht das Recht, dies Antlitz solchermaßen zu ergründen. Die Schuld lag in seiner unbekümmerten Jugend. Schauen darf sie zwar, doch bereits wissen? Tiefe Blicke sind den Liebenden der Nacht erlaubt, um gegenseitig in der Augen Teiche zu ertrinken, jämmerlich zu ersaufen. Der Weisheit Größe, in jeder Pore erkennbar, scheint für eines jungen Mannes Auge zu gewaltig, er hat sich mit einem brennenden Dornbusch zu begnügen!“


Die Figur des „Ezechiel“, einem immigrierten Juden aus Lettland, hat so viel Wärme, dass mir die eine oder andere Träne, von mir unbemerkt während der Lektüre, über die Wange rann. Erwähnenswert ist die Detailtreue der Schilderungen des damaligen Asunción. Ich selbst war dort, in Paraguay, habe die Wege, Gassen und Straßen aufgesucht, in denen der Roman spielt. Tiefe Wehmut überkam mich im Historischen Zentrum der Hauptstadt Paraguays. Ein Elendsgürtel umschließt die wunderschönen Bauten, in denen zu Pedros Zeiten gelacht, geliebt und schlicht gelebt wurde. Der Anblick all dieses Elends ist nur schwer zu ertragen. Ähnlich mag es all den Estebans, Ezechiels und Ellys ergangen sein, in den frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Doch wer von uns kann „Elend im Elend“ erfassen? Wer hat wirklich auf der Straße gelebt, gehungert, Zorn verspürend, Ohnmacht stärker noch? Pedro Junghans! Er kennt, wovon er schreibt, er weiß, was er seine Hauptfigur P. denken lässt. „Wehmut, Wermut und Wut sind schwer ertragbare, recht skurrile Bettgenossen“, spricht Junghans weise durch den Uhrmacher Carlos Benjamin. Bildgewaltig, deutungsstark, ironisch und provokant, stimmungsvoll und niemals allzu lässig – ein gelungener Debüt-Roman eines bis dahin (1971) völlig unbekannten Autors. Ein wichtiges Buch. Lesens- und Bewahrens wert, Cervantes sei bedankt.

Facettenreich, wortgewaltig, mit keck-dreistem Humor ausgestattet, manchmal sogar süffisant und sardonisch, so lässt uns Junghans in die Nacht der liebenswerten Spinner, der eloquenten bierseligen Philosophen und freundlichen Chaoten eintauchen, er bringt uns all die Kaputten, die Verlierer und Geknechteten einer unwissentlich bereits besiegten Gesellschaftsstruktur näher. Diese Weitsicht – ich muss es immer wieder betonen: Ein 20jähriger schrieb diesen Roman! – all diese Wucht dieser immens starken Charaktere, erfreulich stressfrei trotz immanenter Probleme und Sorgen, nahezu unaufgeregt geschildert. Manchmal dringt etwas zu viel Pathos durch, mitunter kommen all diese Nachtgespenster ein wenig zu pomadig, zu behäbig daher, die Figur des „Esteban“ z. B. verquast, schon fast durchgeistigt (trennt sich selbst einen Finger ab, um wieder einmal Ekstase erleben zu dürfen; das nimmt man dieser Figur in dieser Art und Weise einfach nicht ab!), öfter kommt es vor, wie bereits erwähnt, dass die inneren Dialoge zu lange währen. Die Monologe dagegen sind reines Meisterwerk, erinnern phasenweise an Ken Keseys „One flew east, one flew west, one flew over the cuckoo´s nest“, wenn der „stumme“ Indianerhäuptling seinen innersten Gefühlen Ausdruck verleiht.


Das Buch ist gelungen, rundum. Keine Seite zu lang, man möchte aber auch keine einzige Seite darin missen. Fabulierfreudig kommt uns Pedro J. daher, er ist ein glänzender Erzähler. Das Werk liest sich flüssig, die Dramaturgie scheint mir sehr gelungen. Aufbau, Struktur und Klimax sind folgerichtig und „mathematisch genau“, das Timing hat mich fast erschlagen. So exakt sitzt das Aha-Erlebnis, wuchtig prügelt dir diese Weisheiten-Maschine einen Vorschlaghammer in die Weichteile, mächtig brettern vielfältige Eindrücke durchs aufnahmebereite Hirn, du befindest dich mitten in Asunción, es ist Nacht, die Nacht im Februar, und du triffst tausend Menschen. Habgierige, böse und gute, leidenschaftliche wie auch offensichtlich längst verstorbene Persönlichkeiten, selten vergilbt die Sprache des Autors, immer jedoch wach, sicheren Auges, klaren Wortes. Mit 39 € ist dies, mit erhabenem Skarabäus auf dem Kunstledereinband, wiederentdeckte und neu aufgelegte Buch nicht gerade billig. Aber man wird es auch niemals nur einmal lesen und dann nicht wieder zur Hand nehmen. Ich lese, je nach Stimmung, gerne die Passagen mit dem Uhrmacher, die sich wie eine eigene Geschichte durch das ganze Buch ziehen, wenn ich schwermütig, melancholisch und fernab heiteren Gemütes bin; möchte ich fröhlich sein und lachen, dann fesseln mich die Geschichten rund um die „deutsche Elly“ und den gestrandeten Seebären „Frost“, die sich unablässig streiten und versöhnen. Auch die Story über den Versuch, einen Tapir zu zerlegen und schließlich zu essen, ist ungewöhnlich erheiternd. Möchte man am „Festmahl“ teilnehmen? Nein, eher nicht. Aber doch wenigstens mit am Feuer sitzen.

Der Uhrmacher gerät dem jungen Autoren etwas zu geheimnisvoll. Die Allegorie für die Allmacht Gottes und die Weisheit unserer Mutter Natur, vom Leben und Sterben, von Wissen, Ohnmacht, Scheitern, Siegen und schließlich auch jene überzeugende Omnipotenz des Alters, das auf seine Weise über die Jugend triumphiert, und dennoch niemals gewinnen kann, hat Tiefe, birgt eine kongeniale Wertvorstellungsphilosophie, wird stringent erzählt und geriert zum Mittelpunkt des tragikomischen Werkes. Früh kann entschlüsselt werden, um was es Junghans bei diesem doch überaus sympathischen Protagonisten geht, daher hätte es ihm gut zu Wort gestanden, wäre die Figur weniger mystisch geraten, greifbarer, menschlicher, nicht gar so abgehoben – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn in Kapitel VI fliegt der Uhrmacher durch das Dachfenster davon.

Sicherlich aber sind gerade die Passagen mit und über Carlos Benjamin, den Uhrmacher, die besten Stellen des Buches, das übrigens hervorragend vom Spanischen ins Deutsche übersetzt wurde. Ein Dr. Rudy Estebez zeichnet hierfür verantwortlich. Ich liebe all die tausend Geschichten innerhalb dieser einen, großen Geschichte, ich liebe dieses Buch sehr. Ich kann es jedem empfehlen, der Erzählkunst, einen schnörkellosen Schreibstil und großartig beobachtete Charaktere liebt. Man sollte jedoch eine große Sympathie für liebenswerte Verlierer im Herzen tragen. Mitunter verleihe ich dieses Buch und frage dann: Wie alt, glauben Sie, ist der Schriftsteller bei Verfassung des Romans gewesen? Sehr oft höre ich: Sicherlich im fortgeschrittenen Alter, wahrscheinlich ein Spätwerk.

Hört der Leser dann, dass ein zu jener Zeit gerade einmal Volljähriger dieses großartige Werk schuf, ein Jahrhundertwurf, ein Geniestreich, dann ist das Erstaunen groß. Und keiner kennt diesen Autor.

Merkwürdig bleibt, dass über Pedro Junghans, viel zu früh im Jahre 1990 an Nierenversagen in Bad Neuenahr verstorben, so gut wie nichts bekannt ist. Eine tragische Figur, ein Paradiesvogel, ähnlich eines B. Traven, immer auf der Suche, immer unterwegs. Er bereiste ganz Südamerika, wohnte in Berlin, Amsterdam, Lissabon und Neapel. Zuletzt besuchte er den Heimatort seines Vaters, bereits schwer krank, Ahrweiler. Die deutsche Sprache hat er nie ganz erlernt, dafür sprach Junghans sehr gut Italienisch, Portugiesisch und Holländisch, neben seiner Muttersprache Spanisch. Er soll, genau weiß das niemand, Codein abhängig gewesen sein, dies berichten übereinstimmend zwei Frauen, die ihm wohl nahe gestanden haben dürften. Eine davon, Elly, eine Niederländerin, findet sich dann als „deutsche Elly“ wieder. Eine Verquickung der deutschen Wurzeln mit der holländischen Liebe, eine Verbeugung vor Europa, aus dessen Schoß uns dieses junge Talent einst geschenkt wurde. Für den Roman gab es den nationalen „Pegasus“-Preis, verbunden mit 6000000 PYG (Paraguay Guarani), zur damaligen Zeit ein kleines Vermögen, heute etwa 1070 €. Pedro Junghans soll dafür jenes „Zelt der Guten Hoffnung“, das Elternhaus, wieder auferstehen lassen haben. Es ist nicht belegt, ob es dieses Gebäude heute noch gibt. An bezeichneter Adresse fand sich – nichts. Doch Nichts ist eine Menge…

“Historic Centre” u. a., Photos by Elizabeth Buie: http://www.flickr.com/search/?q=asuncion (passend zur Story)

 

BONUS: “DER TAPIR”


Auszüge aus Hans Ulrich Gumbrecht: Theologie des Tapirs, erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung am 9. April 2005, S.68, mit freundlicher Genehmigung von Professor Hans Ulrich Gumbrecht, Stanford, USA und nzz.ch.

"(…) Der Tapir steht da, (…) um Opfer in Vollkommenheit zu sein. «Schmerzens-Tier» könnte man ihn deshalb in gewollter Anspielung auf die Theologie des Neuen Testaments nennen. Der Tapir steht da, um den Schmeißfliegen seine Ohrmuscheln zur Ablage ihrer Eier zu bieten, um das Abgefeimte des Fäkaliengeruchs wirksam zu unterstreichen, indem er sich nicht an ihm stört. (…) In einer Zeit wachsender Skepsis gegenüber dem darwinistischen Paradigma sollte man (…) den Tapir zumindest ansatzweise als Paradigma für das Prinzip eines «survival of the unfittest» diskutieren.

Obwohl er ein Nachttier ist, scheinen die Augen des Tapirs zurückentwickelt bis zu einem Grad, der an den Grottenolm erinnert. Während sich seine Existenz deshalb darin erfüllen sollte, den scharfzahnigen Raubkatzen, so gut er kann, zu entkommen, fällt es dem massigen Tapir der Wirklichkeit ungemein schwer, sich in die Blätter- und Baumbestände des Regenwaldes zu pressen. (…) Der Rüssel des Tapirs ist zu schwach, um ihn - wie einen Elefantenrüssel - für Bauarbeiten zu qualifizieren, und zu kurz, um sich - wie der Rüssel des Ameisenbärs - bei der Nahrungsaufnahme im flachen Wasser zu bewähren. Weil der Tapir bis heute in Zentralasien und im subäquatorialen Südamerika zu Hause ist, dürfen wir schließen, dass er, so wie er heute vor uns steht, ein unwahrscheinlicher Überlebender aus der Fauna von Gondwanaland ist. Nichts ist leichter (…) als die Jagd auf den Tapir.

Es genügt zu wissen, dass Tapire keine Mühen und keinen Weg scheuen, wenn sie Salzgeruch in ihrer Witterung aufnehmen. Also muss der Pygmäe nur Salzpaste auf eine Baumrinde applizieren und kann dann gelassen auf das unausbleibliche Erscheinen des Tapirs warten, um ihn bald schon mit der starken Taschenlampe in einen Zustand des Stupors zu versetzen. Gekocht wie gegrillt sei Tapir-Fleisch, liest man, eine wahre Delikatesse. (…)"

 

ENDE

 

 

 

AND NOW FOR SOMETHING COMPLETELY DIFFERENT! KOMMEN WIR ZUR ABTEILUNG LYRIK:

 

 

UNVERZICHTBAR

'Vernarbte Seelen begegnen sich'

(Ein Poem von Padiaménopé Ba Pallawatsch) © Gherkin 2014

Tragische Figur, im Schatten der Zeit, qualvolle Einsamkeit, nur beissende Kälte ringsum.

Von Sinnlichkeit und Wärme, von Geborgenheit und Nähe zu träumen dennoch nie ganz unterlassen, letztlich...

Haushohe Wellen der lodernden Leidenschaft entstehen im verbrauchten, gemarterten Hirn; die schlaffe Hülle, der Körper, lässt müde es geschehen.

Böse Ahnungen folgen rigoros und somit auch folgerichtig bereits deutlichst vorgeahnten Katastrophen - dennoch diese durch nichts gerechtfertigte HOFFNUNG... Growing Confidence durch nur EINE Begegnung. Denn da warst DU! Schockierend nah!

Stolpernd, schlingernd und auch staunend ins vorsichtig und diffus sich abzuzeichnen beginnende, schwindsüchtige Glück. Ganz Kind, gefährlich naiv, reichlichst unbedarft; so schütter wie das Haar die subtile Erwartungshaltung.

Viel zu spät der Ruf: "So hab´ doch ACHT, pass´ bitte AUF!"

Erkenntnis, sachtes Begreifen, Hunger nagt, die Libido erwacht (erneut) nach schrecklich langem Schlafe - und doch: Lohnt denn dieser Aufwand, sag´? Augen, Hände, kleine Wunder streifen zart und möglicherweise unbarmherzig vollkommen meine Sehnsucht, die tief verletzte Seele ebenso (BIN ICH DENN BEREITS ERKANNT? JETZT SCHON? ES WÄRE DIE HÖLLE! DOCH WÄRE ES DAS?).

Nun besonders tragisch wirken im abstrakten Raum der Begegnung zweier Seelen, zweier Kinder, die ERWACHSEN SEIN gespielt hatten, nun also Seelenblut tröpfeln lassen im virtuellen Raum von nekromantischer Erfahrung und diabolischer Dämonie der vielen, grotesken Abhängigkeiten, jetzt gekonnt alle Register der Melancholie, der Schwermut, der düsteren Gedanken und des Trübsinns gezogen, du Meister des sich verdunkelnden Gemütes.

AUFWACHEN, du Held! Dies ist doch dein erstes Engagement seit vielen Jahren auf dieser Bühne - hey, versau´ dir diese Rolle nicht (sie ist wohl einmalig, Mensch!) durch vorgetäuschtes Contenance-Geplänkel und gleisnerische Meisterschaftsattitüde im Spiel der Spiele; ein ZUVIEL der Eitelkeit (weniger wäre hier MEHR gewesen, du müder Boxer!) bricht den Zauber der subtilen Annäherung, bricht den Zauber des Erkennens.

Grandezza - oft geübt vor blinden Spiegeln (ein Glück: Die übergrosse Aufregung verdirbt den geplanten und dennoch nie so ganz erwünschten Untergang), sie hat´s durchschaut - und milde lächelnd, wissend, nimmt sie deine feuchte Hand, du Schmierenkomödiant und Knallcharge, du - und sie küsst sanft dich auf die fieberheisse, viel zu hohe Stirn.... du Schlüsselfordernder!

Aus einer herben Niederlage doch noch einen Sieg zu machen gelingt in der Regel nur denen, die vor geheimen Schmerzen presslippig stumm geworden...

Der Kämpfer vor dem Herrn warst du noch nie, warum also kämpfst du jetzt, da es doch um rein gar nichts geht als um das nackte Überleben?!?

Sie scheint es wert; begehbar dies Land, so fruchtbar der Boden, zu tief jedoch vergraben liegt die gute Saat --- doch, sagt, wie steht es um den Sämann? Müde, traurig, wenig elegant und deutlich angeschlagen zieht er seine Furchen auf dem vom Vater vererbten Acker. Schreien, ja schreien willst du ihm ins leider frühzeitig taub gewordene Ohr:

"SO SIEH DICH DOCH UM! ERNTEN SOLLST, NICHT SÄEN DU, GEVATTER!"

Nun, immerhin - er hebt den Kopf, blickt irritiert, kostet nun mit trotzig gefurchter, nichts Gutes ahnen lassender Stirn und mit äusserst skeptisch zur Schau getragener Miene, streng >>>

Himmel auch, Gewalt geschrie´n, was funkelt plötzlich da das trüb´ geword´ne Auge, POTZBLITZ:

Welch´ göttlicher Geschmack, dieser Duft! Diese Freude beim Verzehr! Welch´ unvergleichlicher Genuss! Jetzt siehst du ihn lachend tollen, so übermütig, den Bauern - du kennst ihn kaum mehr wieder... Dies entspringt der eigenen Furche gar? Dies göttliche Produkt der Natur? Ich selbst mag es einst hier ausgesät haben, ich???

UND FRAGE IHN NUN, GEH´, FRAG´ IHN, OB ER LASSEN MÖCHTE VON DIESER SEINEN UREIG´NEN HEHREN SCHOLLE...

"UNVERZICHTBAR", wird er rufen, glücklich!
"SO UNVERZICHTBAR!"

 

{noch warte ich darauf, mein Gedicht der einen, ganz besonderen Frau zu übereignen}

-UND JETZT NOCH WEITERE 18 KOSTPROBEN-

 IDEALISTISCH:

Da der Herr mich nun verbessert,
energisch zittert ihm der Bart,
mir nun sagt gar itzo schlicht,
dass "verderbt" sei gänzlich falsches
und "verdorben" gutes Deutsch,
halt ich inne und bedank´ mich -
bringe aus den hehren Toast
ob des Kenners uns´rer Sprache,
SOUVERÄN, ohn´ Fehl und Tadel,
all der Geistesgegner wohl zum Trotz!
Ein dreifach HOCH dem Hochbegabten,
der Koryphäenratio Potenz!
Narretei in and´ren Köpfen,
Wahres nur in DIESEM sprießt...
Der Instanzen wohl die höchste,
denkt gar wirkllich, ist´s zu fassen,
"musisch" nur die Musik beträfe,
so bin ich gern Ihr "Musikus"...
 

© Gherkin 2014

 

„GEWALT“© Gherkin


Schau dir an den Löwenzahn

Es mutet wie ein Wunder an

[Steter Zucker höhlt den Zahn]:

Mit List und Kraft bricht er sich Bahn

Sticht sogar durch den Asphalt -

Manche sprechen von Gewalt!

Doch nicht die Pflanze ist der Täter

Denkt doch mal nach, mehr dazu SPÄTER…

Sanft fängt er ein

Der wilde Wein

Nimmt in Besitz

Mit Kraft und Witz

Das Haus umschließend

Stetig sprießend:

„Hausbesetzer-Wein“

Kann Gewalt nicht sein!

Die Natur der Natur

So rein und pur…


Erkenne und handle

Sinne und wandle

Fernab vom Asphalt

Denn Asphalt ist Gewalt –

Der sichtbare Täter

Von Opfer Natur!

JETZT ist das SPÄTER –

JETZT heißt´s: RETOUR!

Opferhilfe! Jetzt und sofort!

Geh zu Fuß und treibe Sport!

Denke an den Löwenzahn

Sieh! Erkenne! Handle dann…

 

 

„Die Pflanze“© Gherkin

Mein bester Freund hat einen Namen,

der fällt wohl total aus dem Rahmen:
 

“Möpslein“ heißt er, feist und rund,

grässlich hässlich, doch furzgesund!

Ob „Möpslein“ THC behagt,

dies habe ich mich oft gefragt.

So gab ich ihm einst einen Joint,

prompt wurde er darob mein Freund.

Wir johlten, kicherten und schrieen,

lagen oftmals lachend auf den Knien.

Wir sahen 14 Folgen „Mr. Bean“,

hatten Spaß, so wie es schien…

Wir hatten Freude ohne Ende,
 

schleckten Eis und legten Brände.

Wir hörten Cypress Hill und Marley,

glotzten Fonda/Hopper auf der Harley,

bis mir dann der Stoff ausging -

und mein „Möpslein“ Feuer fing…

Da war vorbei die Kiffer-Fete,

ich aß betreten MOPS-PASTETE!

Anmerkung, nach LORIOT: Ein Leben ohne Mops ist durchaus denkbar, aber absolut sinnfrei... (Mopsbesitzer: Exzentriker, Melancholiker, stets Freigeister, nonchalante Schwerenöter, auch komplizierte Individuen!)

 UND SO SAH "MÖPSLEIN" AUS, BEVOR... ÄH.... DIESE... TJA, SACHE PASSIERT IST....

Bonus:

 

HUISREGELS

 1. Geen toegang/verkoop onder de leeftijd van 18 jaar!

 2. Handel en gebruik van harddrugs is verboden!

 3. Agressie wordt niet getolereerd!

 4. Geen handel in gestolen goederen!

 5. Veroorzaak geen buurt-over last!

  6. Geen samenscholing rondom de coffeeshop!

 

  8. Vervoer van weed en hash is verboden!

  9. Consumptie is verpflicht!

10. Val dood!

 

DE DIRECTIE (Prof. Dr. phil. Dr. rer. nat. GERFRIED KLOOTZAK-KOMKOMMER) 

 

 

 

 

 

 ...sollten Sie hier etwas vermissen, dann sehen Sie doch mal auf der nächsten Seite (unten) nach...

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„Ro Ro Rooooose“© Gherkin

am fenster stehend bemerke ich
es wird schon zur manie
die frauen färben sich das haar
sie färben sich das haupthaar rot
es brennt im hochhaus gegenüber
uninteressant, ich seh´ nicht hin
die roten schöpfe wippen forsch
erinnern mich an rooooosen
sanft im winde schwingend
betörend ach, der wunder voll
morgens wird die welt regiert
von rot beschopften damen
rosen gleich, so wunderschön
gern möchte´ ich sie liebkosen
brandgeruch liegt in der luft
das kommt von gegenüber
ich guck´ nur auf die strasse – frauen!
oh dürft´ ich manche rose pflücken
es ist mir nicht beschieden -
anscheinend nicht in dieser welt…
ein pferdeschwanz tanzt, da! vorbei
magenta! schreit jetzt diese rose…
viel zu flott tanzt sie ins off
so habet acht – oh, diese wesen
sie sind so zuckeressigsüß!
wie hass´ ich, lieb´ ich rosen
wie wunderschön die frauen sind!
ach dürft´ ich tanzen, singen, lachen
mit einer dieser rosen fein…
ach dürft´ ich weinen, stöhnen, fluchen
aufgrund des dornes, der mich stach!
ich kann nur glotzen, sehen, schauen
das feuerrot besticht mein herz…
ein mann stürzt aus dem hause dort
er hat versengtes, blondes haar!

„DAS IDYLL“© Gherkin

…und ein Schwäneschwarm flog majestätisch über unsere Köpfe hinweg, Flügel schwirrend,
während die Störche im großen Teich recht träge umher dümpelten und so ihre Kreise zogen. Dort, nur kurze Zeit später, sichte ich eine große Herde schwer gewichtiger Pinguine – so verspielt und so leichtflügelig, hoch über den Dächern unseres erstaunlichen Stadtviertels Rheydt-Geistenbeck!

„Gewitter-Phobie im Jahre 1888“© Gherkin

So die Himmel grau verhangen, muss ich um mein Liebstes bangen!

Zucket grell ein Blitz hernieder, fährt er letal ihr ins Mieder…

(zur Erklärung: Zu jener Zeit gab es eine Menge Metall in diesen hübsch anzusehenden Miedern)

NUN FOLGT EIN DREITEILIGES JONATHAN-MEESE-SPECIAL:

ARE YOU SCARED??? 

MEESE I "A R B E I T S W U T   -   oder: QUINTESSENZIA"

Q U I N T E S S E N Z I A


Und wohl sichte ich die Holde
im Quadratrausch, mittenmang.
Schreckenskabinett von Nolde,
Emil und sein Schaffenszwang!
Psyche rebelliert dem Geist zuwider,
der Körper spricht ein eig´nes Wort!
Unheil tost durch morsche Glieder -
Sehnsuchtstrübsal bläst mich fort!
Haschen will ich Glück noch Unglück,
KEINS von beiden sei mir Los!
Gib vom Brote mir das Endstück,
wirf´s mir achtlos in den Schoß!
Habet acht nun all ihr Mächte,
trotzig schrei ich´s in den Wind:
Oh ihr durchgezechten Nächte -
dankbar grüßt euch´s Greisenkind!

© Gherkin

MEESE II "KUNSTKAWUMM"

(für JONATHAN MEESE)

Tungi Tunga Döbelmetter
Scheiff Scherff Schoffel
Raaaaabelzwungk
Tausend trübe Tastenblätter
Reiff Riff Roffel
Zwaaaaabelschungk
Wandert über alle Weiten
schreitet flockig auch durch´s Tal
Nennt ihn Herr der Kunstgezeiten
Nennt ihn Meister Tausendqual
Rübenacker, Hochzeitskutsche
Mostkrug, Leinwand, Fensterbank
Schuhkarton und Wasserrutsche
macht zur Kunst mich, mach´ EUCH krank!

© Gherkin

MEESE III "ZYKLUS 7"

(für JONATHAN MEESE)

hab ach einst in wilder nacht
johnny meese dort geseh´n
rübenkleister, nonnentracht
sah´ ein kunstwerk wohl entsteh´n
blitzumzuckt das schwarze haupt
schuf der teufelsjünger SIEBEN
(des verstandes jäh entraubt!)
monumente, wüst getrieben
von des musenkönigs macht
taumelnd, lachend, kaum bei sinnen
vollmond dröhnt in finst´rer nacht
konnt´ dem einfluss nicht entrinnen
sah die Bilder - surreal
hört´ das permanente lachen
kunstgenuss als höllenqual
stets aufs neue zu entfachen
jonathan, oh jonathan...
zieht mich nächtens in den wahn

© Gherkin

MUSSTE JA SO KOMMEN: GHERKINs Antikriegsgedicht:

Hurra Hurra it´s war, it´s war

We give our souls, we give the heart

We give our lives away

It´s war, it´s war, the fucking war

We set the world on fire

We give our hands, we give the legs

We give our heads away

Let´s slay the pigs, let´s kill the cocks

The enemies away

It´s war, it´s bloody war

The fields are red from blood

It´s our blood, it´s theirs, it´s red

The mothers sit and cry

Who is winning?

Who is dying?

Who will face the Lord today?

Or who will go to hell?

It´s war, it´s war, them fucking war

HURRA HURRA HURRA

Yes, Sir, I think I´m going to war...

© Gherkin

 

LIGHTABLUNT

 ODER:

 DIE RAUCHERPAUSE (GHERKIN) ©2012

 "Riecht´s hier nicht sehr merkwürdig? So süßlich-schwer und neblig-verhangen?"


 

Ich schieb´ mir noch 'nen Zitteraal  

 

Entfleuchend keuchend Stress und Qual  

 

Flott-gewohnt der Griff zum Spliff  

 

'Mary Jane' heißt Träumers Schiff  

 

Schweben, Chillen, Schmauchen, Lachen


Im Kopf passieren 1000 Sachen


Reefers, Bongs - mach´ dich mal locker  

 

Purple Haze haut dich vom Hocker  

 

Holland ist so freundlich-nah  

 

Eier, Brösel - Sensimilla  

 

Und nun rasch, mit dem Heck im Gepäck


Grenzwärts froh, weg mit dem Dreck


Reefern, Barzen, Schmoddern, Spliffen  

 

Blubbern, Saugen, Schmauchen, Kiffen  

 

Ich bin so high, so vogelfrei  

 

Jetzt, Sorgen, seid mir einerlei  

 

Everybody´s fucking smokin´ weed  

 

Den Sound im 'Off'?  

 

Den schieben 'Seeed'...

 

  Nun gebt die Scheiße endlich frei  

 

Ihr brecht euch doch nichts ab dabei... 

 

Mag sein, da gibt's noch das Bild im Kopf  

 

Erst Joints, dann die Nadel - und ab an den Tropf  

 

Erst Frauen die Handtaschen klauen, dann auf den Baby-Strich  

 

Kann sein, dass dies für vieles gilt - doch für GANJA gilt es nich´  

 

WIR steh´n schon länger nicht mehr am Rand  

 

WIR steh´n lange schon - das ist bekannt - entspannt
 

 

Nicht mehr am Straßenrand, sondern mitten im Land  

 

Die neue Mitte, das sind jetzt WIR!  

 

Joints auf den Tisch! So will ich´s hier!  

 

Die Merkel nimmt den Rösler bei der Hand  

 

GEMEINSAM betreten WIR legales Land!!! 

 

GEGEN ALLES IST EIN KRAUT GEWACHSEN! UND FÜR JEDEN! NUTZE DIE NATUR!

© Gherkin

DER WAUCHER © Gherkin

Waucher Waucher, Wiefweewaucher,
wüpfst wergnügt wins Wasser wein,
Raucher Raucher, Rettenraucher,
raugst rentrückt ram Rengelein!

Versprechensbrecher © Gherkin

Du liebst das doch: Versprechen brechen
Nur deshalb schwörst du Tag und Nacht
In Wahrheit willst du täglich zechen
Am Ende bin es ich, der lacht...

EXO OMULU © Gherkin

oder

TRAF´ ICH NIE AUF MENSCHENGOLD

Rittlings sitzt der Teufel mir
schief grotesk im Nacken
Wozu, Vater, bin ich hier?
Asyl, Exil, und Koffer packen
Bernsteinfarben scheint die Haut
Bittermandelatemhauch
Die Seele wurde mir geklaut
In Schweigen hüll´ ich mich (und Rauch)
Hock´ im Schneidersitz und brüte
Hecke 1000 Streiche aus
Seh´ den Stern, der einst verglühte
Zeitablauf ist mir ein Graus
Unbeweglich, stets im Zimmer
starre blinzelfrei zum Fenster hin
Werde glücklich niemals nimmer
Suche Sinn im Sinn im Sinn
Menschengold könnt´ mich erretten
Betroffen mach´ ich Plan um Plan
Träf´ ich SIE in fernen Städten
Bräche Lebenslust sich Bahn
Menschengold, wo find´ ich dich?
Kraft reicht nur zum Brüten, Sitzen
Leben tost ganz ohne mich!
Grell umzuckt von Geistesblitzen
Starr und stumm und krank
In der Mitte dieser Kammer
Ziehe ich im Geiste blank
Draußen hör´ ich wohl die Ammer
Spende freundlich schweigend Dank
Linker Fuß ist eingeschlafen
Wie seh´n ich mich nach Menschengold
So will Gott mich also strafen...
Greife zitternd jetzt zum Colt

D´R VERRRSICHERRRUNGSBETRRRUG © Gherkin

Es brennt, ach je, raus aus den Betten
Wenn ein Tag schon SO beginnt...
Kommt, wie stets, von Einschlafzigaretten
Nur, wer niemals raucht, gewinnt!
Allerdings, so gut versichert
Steht der Typ jetzt zahnend da
Im Bademantel, raucht und kichert
Zur Zigarette sag´ ich JA!!!

Dies schlafend´ Herz © Gherkin

Mein Herz gebiert von jeher lichte Trauer
Von Wut entsandt, in steter Glut entfacht
Es kommt vom Kanzler wohl, Herrn Sauer
Schickt unser Land nun in die tiefste Nacht

INPUT --- OUTPUT © Gherkin

Trübsinn steuert Kopfgeburt
Schwaches Traumerlebnis
Gedankenwelt: Gebremster Spurt
Output-Bregenkrampfbegräbnis

Die raue See © Gherkin


Helft mir, Elfen, Seelenwogen glätten

Ein Herz aus Rosen wünsch´ ich mir

Vom Kopf her wohl an tausend Stätten

Versinkt in Solitude das Ich-Getier

Wagst nun, Menschenkind, die Reise

Irrst ruderlos durchs raue Weltenmeer

Der Mutterruf verhallt, zuletzt ganz leise

Erwachsen! Endlich! Doch nicht zu sehr...

 

ENDE


BRENNENDE FRAGE VON WUCHTIGER RELEVANZ: 

 

WHY DID GOD CREATE ASSHOLES? 

 


 

 

Ach dieses unendliche, unerhörte Maß an Verantwortung, es wird leider nicht wahrgenommen...

 

 

HOTEI, GOTT DES GLÜCKS (MÖGE ES ALLEN BESUCHERN DIESER WEBPRÄSENZ HOLD SEIN! IMMERDAR!)

 

 

 

 Unbeeindruckt von Kritik und Unbilden aller Art gehe ich meinen Weg unbeirrt weiter! Siehe "CREDO" (ganz oben)! Wie Udo Lindenberg MACH ICH MEIN DING, bis das Herz zu schlagen aufhört.

DIE HEITERE SEITE

Die Besucher – ein Musical

Ich öffnete missmutig und knurrte: „Wir kaufen nichts! Und eine neue Religion brauchen wir nicht!“ Erst jetzt sah ich genauer hin. Da standen eine ganze Menge Leute vor mir. Irgendwie südamerikanisch und leicht verwegen gekleidet – pechschwarze Haare, Glutaugen, richtig wilde Bärte, unrasierte Wangen, buschige Augenbrauen, Poncho, Sombrero, Stiefel, Stummelzigarre, gelbe Zähne, Matera, Bombilla, einige mit Gitarren auf dem Rücken, allesamt recht bedrohlich wirkend.

Mächtige Schnauzbärte. Gewaltig! Schwarz, wild und buschig. Beeindruckend.

Klischee pur, ich musste ein wenig grinsen. Hollywood hätte es nicht besser arrangieren können. Etwa die Hälfte trug eine Mütze, wie ich sie aus den Filmen rund um Che Guevara kannte. Die Augen rollten, die Stiefel scharrten. Ich war ratlos. Was sollte diese Abordnung von… tja… von… wie viel Männern eigentlich?

Aus den Tagen in der Grundschule heraus brachte ich mein Gedächtnis zur Höchstleistung. Hm, diese Berechnung des Flächeninhalts eines Rechtecks? Wie war das noch gleich? Richtig, Länge mal Breite!  Richtig...

Die Südamerikaner standen genau in Formation. Die vordere Reihe, flott gezählt: 7. Das Auge erfasst die Breite: 4. Aha, also stehen hier 28 Männer vor mir, saugen an ihrer Bombilla, fixieren mich. Einer tritt aus der Formation heraus und spricht: „Hola, Señor Bedenkirch (bei ihm klang es in etwa so, ich kann es natürlich nicht exakt wiedergeben: Pättänkirrch-ä – ich fragte mich, woher er das Endungs-ä nahm. Und mit extrem heftigem Akzent ging es dann flott weiter), wir kommen aus Montevideo zu Ihnen, genauer gesagt, aus Cerro Norte. Ich möchte Ihnen meine Leute vorstellen (er zeigte auf den jeweiligen Mann, der ganz kurz, nur für einen Schritt, vortrat, um dann prompt wieder in Formation und Ordnung zurückzufinden): Fernández, Sánchez, Díaz, Vásquez, Sanz, Mártínez, hier ist mein guter Freund Yámínez, dort Méndez, Bénítez, Torrez, Domínguez, López, Gómez, Xíménez, Rámírez, Pérez, Velásquez, Gutíerrez, Suárez, Hernández, hier steht Ruíz, das ist Ibáñez, González, Rodríguez, Váldez, Ordóñez und Álvarez. Mi Llamo: Lorenzo Pato Fructuoso Rivera, wir grüßen Sie alle sehr herzlich, Señor…“ „Herzlich“ klang bei ihm so: „Härrßelikk-ää“

Der jeweilig Benannte riss die Mütze oder den Hut jäh vom Kopf, nickte leidenschaftlich, und trat mit Stolz und Würde wieder zurück ins Glied, wobei er in der Bewegung die Kopfbedeckung wieder dort platzierte, wo sie wohl, außer in den Ruhe- und Schlafzeiten, stets verblieb – auf dem Kopf. Ich schien beeindruckt, Rivera blinzelt zufrieden, saugt Mate.

28 Männer aus Uruguay. 27 Nachnamen davon enden auf ‚z‘, ausgerechnet der Chef dieser kleinen Gruppierung heißt Rivera. Alles sehr, sehr seltsam. Vielleicht sogar sonderbar. Möglicherweise auch befremdlich. Aber ganz sicher äußerst skurril. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich von dem Aufgebot dort halten sollte. Zögernd meinte ich: „Äh, was genau kann ich denn nun für Sie alle tun?“

Groteske Geschichte das. Passiert einem nicht alle Tage.

Da stimmte eine Mariachi-Kapelle im Off eine flotte Weise an. Sofort kam Bewegung in die illustre Runde. Rivera schiebt sich vor mich, öffnet die Arme, singt (ich hatte es fast schon befürchtet – das scheint unausweichlich: Stets muss gesungen werden!): „¡Que Lastima!“ (Was für eine Schande!)

Rivera besitzt einen angenehmen Bariton, wiederholt den Ausruf, singend. Einige andere stimmen fröhlich ein, in unterschiedlicher Tonart. Dann tritt ein besonders verwegen aussehender Mann in Schlangenleder-Stiefeln vor und tönt: „Nuestro corazon no es tan malo, pero no tenemos mujer.“ (Unser Herz ist nicht böse, aber wir haben keine Frauen!) Wie, als wollte jener singende Mensch, wenn ich richtig aufgepasst habe, war das wohl Ibáñez, im Memory-Spiel war ich früher stets sehr
gut, mir sagen: „Verstehen Sie,
Señor, begreifen Sie?“ wiederholt er eindringlich, mit strahlender, schmetternder Tenorstimme, 3 oder 4 x diese Textzeile. Wussten Sie, dass es kein Lied spanisch sprechender Künstler gibt, in der das Wort „Corazon“ (Herz) nicht vorkommt? Jetzt wissen Sie es!

Plötzlich wieder Rivera, direkt vor meiner Nase: „¡Que Lastima!“

Ich schmettere, im Brustton der Überzeugung, vielleicht etwas zu hoch angesetzt: „¡habrá que ver eso es verdad!“ (Etwa: Ob das der Wahrheit entspricht, muss sich aber erst noch herausstellen, Alter)

Ibáñez wirkt überrascht, Rivera ist die Ruhe in Person. Ein Blick, ein Fingerschnippen, mit fast schon stoischer Gelassenheit gebietet er Bénítez oder Torrez, da würde ich jetzt meine rechte Hand nicht ins Feuer legen wollen, wer hier zu singen anhob, die Szene zu rocken. Der jeweilige Sangeskünstler, das schien Teil jener befremdlichen Choreographie zu sein, hatte, wie schon bei der Vorstellung, seine Kopfbedeckung von der wirren Mähne zu reißen, und während des Vortrags wurde Mütze oder Hut gedrückt, gepresst, gar jämmerlich malträtiert, um einer gewissen Leidenschaft in der Übermittlung der Botschaft auch entsprechend Ausdruck zu verleihen. Sr. Bénítez oder Torrez, auf jeden Fall ein Bass-Bariton, sprühte nur so vor lauter Einsatzfreude: „Nosotros tenemos cerveza, tambien tenemos tiempo.“ (Ich würde wohl so übersetzen: „Wir haben Bier, wir haben auch Zeit…“ Im Raum blieb das Unausgesprochene, das Verschluckte, kleben, wie ein noch nicht ganz zu Ende gekauter Kaugummi, den man nur mühsam an einem öffentlichen Abfall-Behälter entsorgen kann. Mitunter kommt es vor, dass noch recht lange  Fäden die sofortige Loslösung verhindern. So tanzt man am Abfall-Behälter einen einsamen und für alle Zuseher recht vergnüglichen, grotesken Solo-Stepp-Tanz, die Hand immer wilder schüttelnd, der Kaugummi immer weitere Strähnen und Fäden ziehend. Man streift und schiebt, man tänzelt, wütet und bringt seinen „every day shuffle“ gekonnt zum Ausdruck – aber letztlich muss das verflixte Teil in einem Einwegtaschentuch entsorgt in diese  Tonne gekloppt werden. Höchst unangenehm.)

Hier wollte mir Bénítez oder Torrez sagen: „Das ist nicht das Ding, Señor Pättänkirrch-ä – hören Sie, das ist nicht die Krux! Bier und Zeit, kein Problem. Alles vorhanden. Aber, hören Sie, das eigentliche Übel ist ein anderes…“ Ob ich es begreifen würde, fragten nicht nur die glutvollen Augen, sondern auch die beständig tanzenden, äußerst buschigen Augenbrauen. Bénítez oder Torrez setzte Mütze oder Hut wieder auf, damit war für mich klar, eine weitere Strophe wird von einem dieser beiden, jetzt jedenfalls, nicht zu erwarten sein.

Rivera: „¡Que Lastima!“

Ich wagte, singend, anzumerken: „¡eso que es excelente!“ (Etwa: Das ist ja großartig, das ist ja exzellent!!) Denn: Es wird in diesen hektischen Zeiten nicht als selbstverständlich hingenommen, immer ausreichend Zeit zu haben, zum Beispiel zum Biertrinken, in netter Gesellschaft, z. B. gleich oder doch ähnlich gekleideter Herren, allesamt solo, gutmütigen Herzens, bescheidenen, gesanglich betrachtet, Talentes und zudem noch alle aus ein und demselben Ort stammend – Cerro Norte, ein Stadtteil von Montevideo. Allein die Tatsache, dass der Vorrat an Bier so gut wie unerschöpflich ist, ringt mir bereits wuchtigen Respekt ab. Das hat was… Erinnert an Tischlein deck dich, Esel streck dich und Knüppel aus dem Sack. Wo hatte ich eigentlich meinen Aluminium-Baseball-Schläger? Nicht dass ich ihn gerade jetzt brauchen könnte. Aber 28 enorm verwegen aussehende Gestalten, wunderbar exotisch, so herrlich Klischee beladen, direkt vor meiner Haustür, singend… Eigentlich verlangte nur die letzte Tatsache nach dem Baseball-Schläger. Alles andere war auszuhalten. Auch der Jalapeño-Zwiebel-Chili und –Knoblauch-Atem warf mich nicht um, ließ mich nur taumeln. Die Brille beschlug, und ich versuchte, mit einem Fetzen meines Baumwollhemdes, eine oberflächliche Reinigung. Suboptimales Ergebnis. Diese Besucher waren durch einen feinen Nebel noch zu sehen, aber eher etwas verschwommen, nicht so ganz klar wahrnehmbar. Ohne Brille aber sehe ich rein gar nichts. Und solch ein Spektakel möchte man doch wenigstens durch solch einen feinen Nebel betrachten. Was lief gerade ab?

Velásquez war dran. Bei dem war ich mir ganz sicher. Das war eindeutig Velásquez. Der wirkte fast ein wenig schüchtern. Er war der Unverwegenste der gesamten Truppe. Die Mariachi-Gruppe im Off leistete tolle Arbeit. Zögerlich hatte Velásquez die Mütze oder den Hut abgenommen, er sang, doch, es klang einwandfrei bittend: „Somos pobres borrachos...“ Entschuldigend, um Verzeihung heischend und auch ein wenig frivol-jovial: „Wir armen Besoffenen…“ Dass wir uns nicht falsch verstehen. Der gute Velásquez war schon auch verwegen, nein, keine Frage, aber eben nicht der Verwegenste der hier anwesenden 28 Männer. Nun also diese Beichte. Hm. Oder war es nur eine Rechtfertigungsformel? Kann sein, es war auch eine Art Begründung für allerlei bemerkenswerte Fakten, die ich noch zu schlucken hatte, im Voraus sozusagen.

Nun, dann sauft eben etwas weniger Bier, kam es mir sofort in den Sinn. Aber ich verwarf den zwar klugen, aber hier eher kontraproduktiven Gedanken wieder. Sinnend sang ich, versuchte dabei sogar im Multitasking-Bereich (in dem ich so gut wie stets versage, so auch leider hier) eine knappe, eher sachlich gehaltene Choreographie, mit Ausfallschritt und „Vegas-Handwedeln“ bei ausgestrecktem Arm, zum „Publikum“ gerichtet: „¡eso que es fuerte!“ (Also DAS ist nun wirklich ein dicker Hund, Leute!) Nun ja, ich hatte keine Mütze, die ich mir vom Kopf reißen konnte, daher nahm ich einen imaginären Zylinder ab. Das kam weder bei Rivera, noch bei seinen 27 Mitstreitern sonderlich gut an. Die Blicke sagten: „Alter Hut, die Kiste mit dem imaginären Hut, Alter!“

Was focht mich das an? Ich hatte den Ausfallschritt passend zum Takt geschafft, dabei zeitgleich dies Gelenk Wedeln und Schütteln, daneben sang ich inbrünstig, wobei mir besonders „es fuerte“ ganz vorzüglich gelang, mit Timbre und kurzem Aufjuchzen bei Beendigung. Dennoch, die Reaktion war nicht ganz so, wie ich sie erhofft hatte. Verlegenes Hüsteln, Beiseite Schauen, peinliche Stille. Ich war nicht im Takt geblieben, gesanglich. Alles andere war topp, aber die Mariachi-Band spielte schneller als ich sang… Vielleicht gerade noch eine 3 + - sehr schade. Ich hatte es vergeigt.

Wie gern hätte ich, zusammen mit einem Choreographen, mit einem Inspizienten und mit einem gesamtkünstlerischen Leiter, eventuell auch mit Dramaturgen und Repetitor, mit Librettisten und einem Gesangslehrer, zuvor die exakte Abfolge der künstlerischen Darbietung im Detail geprobt!

Wo sind denn Personality-Trainer, Attitude-Supervisor und der allseits so beliebte Mental-Coach?
Nach lediglich 14 Tagen schon hätte ich diese, wiederholt auftretenden Künstlern recht bekannte „Sicherheit in der Darbietung“ erreichen können, die Souveränität in Ausdruck, Stil und Vortrag – die ein Minimum an Qualität und gesanglicher Norm-Leistung gewährleistet hätte. Aber nein, es musste ja unerprobt und ohne jede Absprache ablaufen. Mir liegen diese Stegreif-Events, aus dem Bauch heraus, gar nicht. Ich möchte mich vorbereiten und anständig proben kön…

Doch da!

Kurz und entschlossen sprang Yámínez vor (den hatte ich mir gemerkt, weil Rivera ihn als den guten Freund vorgestellt hatte) und quäkte (Mann, der hatte nun wirklich nicht den Hauch eines Talents zu einer Gesangskarriere): „¿Nadie nos quieren cojer?“ („Wer von euch Teufeln will jetzt sofort den Geschlechtsverkehr ausüben, an einer willkürlich ausgewählten, temporär gesehenen, kurzfristigen Lebensabschnittsgefährtin?? Gerne, wenn es denn unbedingt sein muss, auch mit Kondom, warum nicht?! Die Hauptsache: Es sollte jetzt und sofort geschehen!!“)

Yámínez glitt geschmeidig ins Glied zurück, sich rasch den Riesenhut wieder aufs wirre Haupthaar, es schien unmöglich zu bändigen, stülpend.

Folgerichtig schritt erneut Rivera ein. Ich hatte ihn schon erwartet. Volltönend kam sein wahrlich mit viel Verve und Schmackes geschmettertes „¡Que Lastima!“ Es muss ihn verwirrt haben, denn er zuckte regelrecht zurück, als ich dagegen hielt (man antwortet ja nicht auf eine „hook“; es ist völlig falsch und schräg, auf einen Refrain zu „antworten“): „¡eso que es bonito!“ (Stimmt, das ist ja nun mal  wirklich eine hübsche Geschichte – oder kurz: Das ist ja allerhand!) Bitte bedenken Sie stets: Wir haben ja zuvor nicht eine Minute miteinander üben können. Null. Nada. Dann…

Wie zum Trotz trat der Hüne vor, den ich schon längere Zeit beobachten konnte. Er hatte besonders heftig mit den Hufen gescharrt. Konnte wohl seinen Auftritt gar nicht mehr abwarten. Jetzt war sein großer Augenblick gekommen, jetzt musste er (womöglich Xíménez, ganz sicher war ich leider nicht), ein Gebirge von einem Kerl, funktionieren. Würde alles gut gehen? Würde Xíménez diese Hürde cool und locker nehmen? Er hob an: „Importante tener pocos pesos.“ (Es ist wichtig, immer ein paar Pesos zu haben!) Und wie er es brachte, im tiefsten Bass, das nötigte mir einigen Respekt ab. Er sah dabei extrem besorgt aus, so stark konnte er die Theo-Weigel-Brauen zur Mitte hin nach oben schieben – tolle Leistung – wobei ich mich nun fragte: „Hat der nun ein paar Pesos? Oder wünscht er sich nur, im Besitz einiger Pesos zu sein? Ist demnach völlig blank, mittellos, pleite, bankrott und voll verarmt? Ist es eine Mahnung an den Hallodri, an den Hasardeur? Oder ist es schlicht eine Lebensweisheit, die er von seiner weisen Großmutter übernehmen durfte? Meinte er direkt mich, der selten gut mit dem Geld, das ihm zur Verfügung stand, auskam? Ich beschloss, diese Feststellung nicht unbeantwortet zu lassen. Ausfallschritt, der linke Arm macht eine ausladende, sehr  großzügige Geste, ich singe, jetzt doch aus voller Brust, gar nicht mehr so leise wie noch zu Beginn der Vorstellung: „¡eso se entiende por mismo!“ (Das versteht sich ja wohl von selbst…)

Immerhin, ein anerkennender Blick von Chef Rivera, Xíménez wirkt eher angewidert. Seine Weisheit oder die seiner lieben Oma in Ehren – aber ohne ein wenig Kleingeld in der Tasche gehe ich doch nie in die Einkaufsmeile! Wo denkt Herr Xíménez hin? Es muss ihm doch klar sein, dass schon die Parkgebühr von jedem Autofahrer ein Mindestmaß an Kleingeld verlangt. Ob Xíménez Auto fährt? Ich bezweifele das nicht rigoros, aber ich bezweifele es. Eigentlich schon sehr. Doch doch, wenn ich es mir nochmals ganz genau überlege, bezweifele ich es nun sehr heftig, dass Xíménez ein Fahrzeug steuert. Eher nein (vielleicht ein Moped, das ja… Ein Auto? Nein!).

Rivera, wer sonst, singt, meine Gedanken jäh unterbrechend: „¡Que Lastima!“

Recht hat er, der große Barde. Ob noch was kommt? Tatsächlich, das war´s noch nicht. Ein dünner, langer Schlacks tritt aus der 3. Reihe hervor, räuspert sich kurz (was ihm einen harschen Blick aus glutvollen Augen des Lorenzo Pato Fructuoso Rivera einbringt), singt (einen halben Ton unter dem angestrebten D-Moll, knapp vorbei ist eben auch vorbei, Gutíerrez oder Suárez, ich neige eher zum Letzteren!): „¡Mi suerte es mala siempre!“ Uff, das wirft mich aus der Bahn: Mein Glück ist immer schlecht? Hmmm? Was soll das denn? Nein, da muss ich anders ran gehen. Das kann ich nicht und auf gar keinen Fall wortwörtlich übersetzen. Es muss heißen: „Mein Glück ist eigentlich stets Pech!“ Ja, das könnte stimmen... Oder, auf den Punkt gebracht: Mich verfolgt das Unglück, eventuell geht auch: Ich habe immer Pech! Si, Señor.

Hier bringt unser gutes altes Deutsch wenig. Die englische Version ist da viel treffsicherer: Bad Luck all the time. Das trifft es punktgenau!

Na, darauf muss ich jetzt aber einen richtig guten Satz singen. Scheint mir so eine Art Quintessenz des kompletten gesungenen Vortrags zu sein. Die Mariachi-Kapelle im Hintergrund macht einen hervorragenden Job. Unermüdlich schrammeln, scheppern und jauchzen diese leider imaginären südamerikanischen Gute-Laune-Gaucho-Teufel um die Ecke. Wir passen uns nahtlos an, sind an die vorgegebenen Rhythmen gebunden. Alle bemühen sich sehr. Mittlerweile hat unser Event auch eine kleine, überschaubare Fan-Gemeinde gefunden. Man wiegt sich im Takt, einige klatschen – das ist wirklich typisch deutsch. Ich kann einen rothaarigen Knaben ausmachen, der bei Riveras Einsatz stets das „¡Que Lastima!“ mit grölt. Schön, wenn solch eine spontane Aufführung eine gewisse und,  auch sicherlich leicht charmante Eigendynamik entwickelt. Klasse Gig!

Ich singe, im Brustton der Überzeugung: ¡eso que es aventurado! Das ist ja abenteuerlich!! Nichts anderes war mir eingefallen. Nicht gerade ein Treffer, aber den einen oder anderen anerkennenden Blick fange ich denn doch auf. Mehr aus dem Publikum als aus den Reihen der Gauchos. Immerhin.

Und Rivera bringt ein letztes Mal sein jetzt bekannt-berühmtes, vom rothaarigen Knaben gestütztes „¡Que Lastima!“ Ich applaudiere. Die Fan-Gemeinde, vielleicht 20 Personen, stimmt ein. Und meine Mariachi-Band schweigt plötzlich. Die ganze Musicalaufführung hatte ca. 24 Minuten in Anspruch genommen. Betretenes Schweigen. Während Rivera mit seinem Riesen-Sombrero herum geht, satt grinsend Münzen, hie und da auch einen 5-Euro-Schein einstreicht, habe ich jetzt endlich auf dem Telefontischchen meine alte Batschkapp aus meiner saarländischen Periode gefunden. Ich setze sie auf, reiße sie mir vom Kopf, schwenke sie, setze sie wieder auf… Was mache ich da? Will ich einige Punkte bei Rivera & Co. machen? Eine reichlich notgeile Geste, fishing for compliments. Peinlich. Ich lasse es. Abrupt verschwindet die dröge Mütze wieder auf dem Telefontischchen. Wahrscheinlich ist, dass sie nie wieder zum Einsatz kommen wird.

Rivera kommt mit dem gefüllten Sombrero auf mich zu. Er sagt glücklich: „Das dürften annähernd 1000 UYU sein (die Landeswährung in Uruguay, 1 € entspricht etwa 27,5 UYU), das ist eine Menge Bier, bedeutet einen Haufen Cerveza für uns alle, Señor. Wollen wir bei „Netto“ Dosenbier holen? Es wäre schön, dann bei Ihnen so richtig abzufeiern, Señor Pättänkirrch-ä! Mit LIVE-Musik - und mit Gesang! Was sagen Sie?! 77 Dosen Bier kaufen wir uns. Kommen Sie mit, tragen helfen?“

Ich brülle, wobei die Schläfenadern extrem weit heraustreten, und ich einen eigenartig starren Blick bekomme: „¡eso que no!“ - Das kommt nicht in die Tüte!! - Und ich werfe die Haustüre mit solch einer Wucht zu, dass die Meißener Porzellan Sammelteller von Tante Elfriede im „Living Room“ zu Bruch gehen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass meine Frau die Scheidung einreichte. Nur wenige Tage nach diesen hier geschilderten Geschehnissen. Und hier kommt dann auch mein Aluminium-Baseballschläger wieder ins Spiel. Aber das ist dann eine ganz andere Geschichte.

 

Nach und nach erlahmte der Lärm vor meiner Tür. Mitunter spinkste ich noch aus dem Kippfenster des „kleinen Örtchens“, direkt neben dem Flur. Die Mariachi-Kapelle hatte sich zu den Männern vor der Tür gesellt, man trank Bier und unterhielt sich über die Qualität des Vortrags. Allgemein schien, vor allem bei Rivera, Zufriedenheit vorzuherrschen. Das freute mich in nicht unerheblichem Maße.

Schon vier Stunden später war nicht ein Mann aus Uruguay mehr zu erblicken, so sehr ich auch nach Poncho, Sombrero, Matera, Bombilla, Stiefel und Stummelzigarre Ausschau hielt. Der Spuk hatte ein Ende gefunden. Hoffentlich kommen all die Burschen morgen nicht wieder, dachte ich, öffnete ein Bier, lächelte ein wenig dümmlich vor mich hin und sang sehr leise: „¡Que Lastima!“

 

Ich habe nicht gern Besuch. Was die mit ihren schmutzigen Stiefeln mit meinem Teppich gemacht hätten, das möchte ich gar nicht wissen. Und 30 Personen kann mein überschaubares Wohnzimmer nur schwerlich aufnehmen. Nein nein, es ist schon in Ordnung so, Mariachi hin oder her: Auch und gerade, wenn das Bier umsonst ist, was zu viel ist, ist zu viel. Ich habe vollkommen richtig gehandelt.

   

Erst, als ich meine langjährige Haftstrafe antrat, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Rivera-Truppe, ha! Nicht einer der Männer hatte die Gitarre vom Rücken genommen, um die Mariachi-Leute zu unterstützen. Nicht einer spielte auch auf seiner Gitarre. Nur Staffage! Diese Teufel aus Uruguay! Blendwerk! Reiner Hoax! Dreistes Raillieren! Höchstwahrscheinlich konnte nicht einer der Männer überhaupt Gitarre spielen. Vermutlich nicht einmal Señor Rivera. Das ist so traurig! Ich war Betrügern und Halunken aufgesessen. Und mit denen hätte ich beinahe sogar noch Dosen-Cerveza getrunken. Mein Zellennachbar stellte sich vor: „Mi nombre es Chavez. Ernesto Chavez. ¿Quieres la Mariachi música? No oigo nada más!“ (Mein Name ist Ernesto Chavez. Magst Du Mariachi-Musik? Ich hör nix anderes!)

Das würden harte 14 Jahre werden, sehr harte…

 

Ø  ENDE    <

 

 

 

 

 

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2009-2014 © GHERKIN

 




    

    

       

 

 

 

Grass, the history of marijuana

see full movie on YOUTUBE!

 

Ich, PADIAMÉNOPÉ BA PALLAWATSCH, plädiere für einen verantwortungsbewussten Umgang mit allen weichen Drogen.
Niemanden unter meinen Lesern fordere ich auf, Drogen zu konsumieren, gleich welcher Art und welcher Wirkung. Ob Koffein, Nikotin, Alkohol, Cannabis, es ist immer DEINE Entscheidung, zu Drogen zu greifen. Wenn Du unter 18 bist, solltest Du sowieso keinerlei Drogen zu Dir nehmen (Tein & Koffein in Maßen). Frage Dich immer: Muss ich überhaupt Drogen nehmen? Warum nehme ich die Droge? Welchen Zweck verfolge ich damit? Greife ich zu oft zu Drogen (Tabletten gehören auch dazu)? Habe ich ein Problem mit der Droge? Problemfälle finden Hilfe in lokalen Blättern. Es gibt auch jede Menge anonymer Hilfsdienste, die Dich zunächst gerne am Telefon beraten werden. Ich lehne alle harten Drogen (harddrugs) total ab. Hierzu gehören Heroin, Kokain, Mescalin, Crack, LSD, Ecstasy usw. Hilfe, falls Du sie annehmen willst, findest Du z. B. in Deiner Tageszeitung. 

Oder hier: www.drugcom.de (reichhaltige Information) - siehe auch: quit the shit!

INFORMIEREN?  //youtube.com/watch?v=DJkp4Ncz45A

Siehe: http://www.selbsthilfenetzwerk-cannabis-medizin.de


DAS HIER IST MEINE GANZ PERSÖNLICHE LIEBLINGSGESCHICHTE - allerdings ist sie sehr grotesk; seien Sie also gewarnt! 

Originalvisitenkarte des W.I.I.I.-Financial Consultant ROBERT GRUBER

…und öffnest du das Tor, steht der Antichrist davor…

(‚Haustürgeschäfte’)


Eine Groteske von Padiamenope Ba Pallawatsch
[eine Shisha-Waterpipe-Production]© Gherkin


Silvester 2013, 23:36 Uhr! Ich hatte mit viel Liebe meine Lieblingsbong gereinigt und
startklar gemacht. Eine nahezu luziferische Mischung wartete auf ein langes Zündholz.
Allein, wie eigentlich jedes Jahr (traurig-konsequentes Los des Cannabikers, der in all
der Tragik seines soporösen [low-]Seins doch heiter, [sehr] gelassen und relativ zufrie-
den sein verräuchertes Leben fristet), machte ich mir einen ‚schönen’ Jahresübergangs-
Abend. Hatte ich alles?? Da ist der Pfirsich-Eistee, hier liegen die Afterburner-Zichten
und dort Lion, Mars, Twix & Co.! Goilstens… Dann konnte es ja losgehen. Doch halt.
Da sehe ich ein ‚Raider’ unter dem Berg von Süßigkeiten. Wow! – der hatte aber wirk-
lich recht lange auf seine Vertilgung warten müssen. Heute Nacht wird es soweit sein,
und auch seine Brüder aus 1998, 2001 und 2002 sollten noch heute vernichtet werden.
Ich linste zu den Uhren (ich habe 6 Uhren an 6 verschiedenen Plätzen in meiner 24qm-
Bude. Weil ich so unglaublich vergesslich bin, trifft das (trübe) Auge doch irgendwann
auf wenigstens eine dieser Uhren), links außen 00.06, rechts außen 23.53 und die in der
Mitte meinte, es sei jetzt exakt Mitternacht! Na, da sollte ich doch mal das Pfeifchen in
aller Muße entflammen, nicht? Meine Spezialriesenzündhölzer aus Portugal, die ich nur
in Silvester-Nächten benutzte, lagen direkt vor mir. Nun also das gute alte Ritual. Mein
Spezialräucherwerk spie kleine, wohl duftende Wölkchen aus, die DVD meiner Homies
B-Real, Sen Dog, DJ Muggs und Bobo, ‚still smokin’, war bereits an der Stelle, da King
Arthur die Bühne ‚betritt’, im ‚Pause-Mode’, parat und willig, in nicht gerade kommoder
Lautstärke heftigst loszulegen. Ich wartete auf die Kirchturmuhr, denn meinen six clocks
konnte man nicht trauen. So aber die Kirchturmuhr *12* schlägt, wird es, so in etwa, 12
Uhr (plus/minus 3 Minuten) sein. Exakt dann wollte ich meine Neujahrsbong schwingen.
Dauerklingeln!! Ich würde wohl doch öffnen müssen! Langsam strebte ich der Haustür
zu, nichts Gutes ahnend... In aller Regel bedeutet es ja Stress und Ärger, wenn es an der
Tür klingelt und du eigentlich keinen Menschen erwartest. Das reicht dann vom kleinen
Jungen, dessen Ball in deinen Garten geflogen ist, bis hin zum Polizisten, der einen ent-
flohenen Geisteskranken bei dir vermutet. Ersteres bedeutet eine Menge Stress, letztere
Situation eher weniger! Eigentlich sind Verkäufer an der Tür die schlimmsten ‚Geister’.
Relativ schlecht gelaunt traf ich an der Tür ein. „Katy“ wartete auf mich, es ging auf 12.
’Müde’ öffnete ich die Tür einen kleinen Spalt. Sofort drang ein riesiger Schuh, etwa die
Größe 49, in diesen Spalt. Breit zahnend schob ein äußerst korrekt gekleideter Mann im
besten Alter seinen Oberkörper vorsichtig nach. Er hielt in seiner linken ein Köfferchen,
in der rechten Hand eine Visitenkarte, die er nur ganz kurz zeigte und dann weg steckte.
Sie sah recht edel aus. Das Wenige, das ich wahrnehmen konnte, war ‚WASHINGTON’.
„Hello Sir, I’m Robert T. Gruber [es klang so: Hellooo Sööör, eim Rabbart Tii Graaböör]
and I’m going to….“ – doch da hatte ich ihn schon unterbrochen. Ich sah meine Chance!!
“Es tut mir leid, ich verstehe und spreche kein Englisch, guter Mann!“. Er schob weiter...
“Das ist nicht im Entferntesten auch nur ein mikroskopisch winziges Problem.... Ich heiße
Robert Gruber [nun sagte er es so, wie ich es auch ausgesprochen hätte, zudem ließ er das
’T.’ ganz weg, was mich ein wenig erstaunte. Ich tippte instinktiv auf ‚Timotheus’ und war
geneigt, mich zu fragen, wie er diesen Timotheus wohl auf Englisch aussprechen würde…],
bin Investment Broker und möchte Ihnen die sensationellen Möglichkeiten meines berühm-
ten Instituts, des ‚Washington International Investment Institute Inc.’, Ihr Gespartes sinnvoll
und vor allem gewinnbringend anzulegen, ein ganz klein wenig näher bringen. Ich bin quasi
ab jetzt Ihr Financial Consultant! Ich betreue Sie ganz persönlich, und das rund um die Uhr!“.
“Gut-gut, das freut mich ganz ungemein. Wo befindet sich Ihre Repräsentanz, Herr Gruber?“.
„In der Arnulfstraße 2 in München!“. Er schien nicht im Geringsten verblüfft, verwundert.
“Ganz prächtig, einfach prächtig!! Denen schreibe ich, wie hervorragend Sie Ihre Aufgabe
meistern. Ich werde mich in wahren Lobtiraden ergehen, liebwerter Besucher. Ich schreibe
noch heute einen begeisterten Brief! Ich wünsche Ihnen in aller Freundlichkeit einen guten
Übergang in das für Sie persönlich hoffentlich recht erfreulich verlaufende Jahr 2010! So!“.
Während ich sprach, drückte ich den lästigen Broker langsam, aber stetig, mit ansteigender
ntensität, im Takt meiner Worte immer weiter zurück. Die Kirchturmuhr schlug gerade….
“’Tirade’ gebraucht man besser in Verbindung mit Negativ-Aussagen, z.B. die Hass-Tirade!“.


“Schade, ich wollte Sie gerade zu einer heißen Ovomaltine ins Haus bitten.… Aber mit einem
besserwisserischen Klugscheißer möchte ich nichts zu tun haben!“. Ich drückte die Tür gegen
den gewaltigen Schuh. Dieser wich keinen Zentimeter… Stattdessen schob Gruber seine nicht
gerade fragile Gestalt gleichsam drängender, fordernder in meine Richtung. Ich hielt dagegen.
“Ich muss mich entschuldigen, Herr Fröchwempler, ich….“. Energisch unterbrach ich ihn da.
“Förchwempfler!!“ – Irritiert zuckte der Oberkörper zurück, der Schuh gab jetzt einige Zenti-
meter nach und Gruber studierte das Türschild, um mich dann vielleicht der Lüge bezichtigen
zu können. Doch zu seinem Gram hatte ich Recht, der Name war tatsächlich Förchwempfler!
Die Sekunde, da Gruber resigniert den Schuh fast ganz aus der Tür zog, nutzte ich – WOMP,
die Tür war zu! Es hämmerte heftig dagegen. Ich ignorierte das. Aber es wummerte, krachte,
schepperte und klopfte weiter. Zudem betätigte Gruber noch die Klingel. Ich gab auf, relativ
mutlos öffnete ich, brachte nur ein recht zaghaft fragendes ‚Jaaa?’ zustande. Der Mann war
schon so gut wie in meinem Wohnzimmer, drehte sich im Gehen nach mir um und quakte,
fast übermütig und mich dabei am Hemdärmel zart zupfend in den Wohnbereich geleitend:
„Ich bin verpflichtet, Ihnen den Inhalt meines Köfferchens zu präsentieren, Förchwempfler!“.
Das völlige Weglassen des Wörtchens ‚Herr’ verwunderte mich, ich hakte das aber unter dem
Gesichtspunkt ab, dass Gruber wohl erst vor kurzem ein aggressives Verkaufsgespräche-Trai-
ning (vielleicht in Washington?) absolviert hatte und nun von den Früchten der Erkenntnis, in
allen Bereichen der kognitiven Entwicklung eines ‚Financial Consultant Frontiers’ deutlichst
verbessert, um jeden verdammten Abschluss kämpfte wie ein Mutterfrettchen um ihr Junges.
“Frohes Neues!“ – „Sie entschuldigen?“ – „Ich habe Ihnen nur, wie üblich, ein ‚gutes Neues’
wünschen wollen, wir schreiben den 1. Januar 2014!“ – „Oh, ist das so? Dito! Ihnen auch…“
Beware of the Mormons, lehrte mich mein Dad. So hatte ich geglaubt, Gruber sei Mormone.
Natürlich verstand und sprach ich Englisch ganz hervorragend, hatte jedoch vermutet, durch
diese recht dreiste Lüge den lästigen Klingelfritzen verscheucht zu haben. Jetzt habe ich ihn,
gemütlich auf meiner Couch sitzend, im Wohnzimmer! Das Aluminium-Köfferchen auf den
Knien, strahlte er mich an. Vorsichtig hob er den Deckel an, sah hinein - blendete mich dann
wieder mit dem makellosen Weiß seiner Zähne, schaute wieder sehr verliebt in das allerdings
nicht sonderlich große Köfferchen und zog einen feuerroten Umschlag heraus. Mit überlegen
wirkender Gestik schob er mir diesen Umschlag zu. Seine Augenbrauen hoben und senkten
sich unentwegt, Gruber war ganz aufgeregt. Das mit den Augenbrauen konnte auch ich gut!
“Öffnen Sie! So öffnen Sie doch endlich!“. Gruber zappelte auf der Couch wie ein Kokser
auf Entzug. Er war aufgeregt wie ein Sechsjähriger kurz vor der Weihnachts-Bescherung.
Leicht irritiert nahm er die Anwesenheit meiner Geliebten zur Kenntnis. Ich sah auch auf
die Schöne – wie gern hätte ich sie nun endlich in Brand gesetzt! Doch da war R. Gruber.
Ich zog ein grünes Blatt Papier aus dem grellroten Umschlag. Auf diesem DIN A 4-Bogen
stand nur, fett gedruckt, eine einzige Zahl: 36.000! Verständnislos sah ich Agent Gruber an.
„Das ist Ihre Rendite, Förchwempfler! Ja, ich bin Ihr Fonds Manager, Ihr Anlage-Broker, Ihr
kompetenter Financial Consultant. Ich bin erfahren, bewandert und unglaublich erfolgreich!“.
“Ich bin perplex, Gruber, tatsächlich baff erstaunt!“ – So, jetzt hatte ich es ihm aber wirklich
recht gewitzt gegeben, die Höflichkeitsanrede war nun auch auf meiner Seite gefallen. Ha!!!
„Das glaube ich sehr gern, lieber Anleger, das glaube ich Ihnen. Denn die 36.000 Euro, ja!,
die gehören Ihnen! Nun, was meinen Sie --- wollen Sie diesen gewaltigen Betrag Ihr Eigen
nennen? Wollen Sie das Geld auf Ihr Konto überwiesen haben?“. Die Augenbrauen tanzten.
„Recht gern, wo muss ich unterschreiben?“. Ja, ich wirkte jetzt doch ein wenig interessiert.
Noch immer vermisste ich das vertraute Geflüster, die verspielte Ruchlosigkeit meiner ach
so verkommenen Geliebten. Wie mir dieses Blubbern fehlte. So nüchtern war ich, so lange
ich auch zurück denke, noch nie in meinem ganzen 40jährigen Kifferleben ‚reingerutscht’.


„Nun, lassen Sie mich das klarstellen. Vor der Überweisung der Rendite hat unser Schöpfer
ein Investment vorgesehen. Ist nun mal so! Sagen Sie mir frank & frei, welchen Betrag pro
Monat Sie anlegen möchten“. Ein ganz klein wenig gierigen Blicks sah mich der Mann an.
Im Kopf, das konnte man der Mimik deutlich ablesen, errechnete Gruber seine Provision.
Nach dem Börsen-Crash in 2008, dem ganzen Bankensterben (Lehman etc.), dem Nieder-
gang vieler namhafter Großfirmen, schienen die Broker verzweifelte Anstrengungen ‚vor
Ort’ zu unternehmen, bizarre Akquise zu betreiben, um zu einem Abschluß zu gelangen!!
Sie nannten es „Door-Scoring“, man stritt um Wohnviertel und Hochhäuser, um Kunden!
“Ganz ehrlich jetzt, ich möchte pro Monat 6 Euro anlegen“. Gruber nahm das Papier und
den Umschlag, gab beides in sein Köfferchen, schloss den Deckel und machte Anstalten,
meine Wohnung zu verlassen. So, wie es sich jetzt darstellte, völlig ohne Gruß. Kurz vor
der Wohnungstür drehte er sich noch einmal kurz um, sah mich sehr streng an und meinte:
“Sollten Sie dereinst ernsthaft daran denken, diese 36.000 Euro einstreichen zu wollen, so
lassen Sie es mich wissen!“. Er nahm eine seiner Visitenkarten und schnippte sie gekonnt
auf mein Telefontischchen im Flur. Dann ging er unwirsch-elegant hinaus. Gerade, als ich
die Tür fast geschlossen hatte, kam dieser gewaltige Schuh, zwängte sich erneut zwischen
Rahmen und Tür, Gruber schob das Gesicht nah an den Spalt (er erinnerte mich ein wenig
an Jack Nicholson in Shining, der heiser ‚Come to Daddy’ röhrt, während er die satanisch-
wahnsinnige Fratze in den Spalt der mit seiner Axt bearbeiteten Tür steckt). Er machte ein
bedeutsames Gesicht - und flüsterte jetzt unendlich leise, so dass ich voller Konzentration
zu lauschen gezwungen war, wollte ich ihn verstehen [ich dachte: Washington-Training!!]:
“Wenn Sie jetzt sofort einen Betrag von, sagen wir mal, 3.600 Euro erübrigen könnten und
zudem monatlich 440 Euro abzwacken, dann würde ich persönlich den Scheck über 36.000
Euro überbringen. Trotz all meiner Termine... Ich komme persönlich! Was sprechen Sie??“.
“Wann werden Sie, unter den genannten Bedingungen, den Scheck bringen, Gruber. Wann?“.
Wenn ich diese Sache hinter mir hätte, würde ich gleich 2 Bongs hintereinander schmauchen.
O dieser Schmacht nach acht! „Katy“ wartete in den Katakomben meiner Junggesellen-Bude.
“Das wird“, meinte Robert T. Gruber und begab sich stracks zur Couch zurück [er saß schon,
da war ich noch immer zu meinem Sessel unterwegs], „roundabout, lassen Sie mich nicht und
auf gar keinen Fall lügen, Förchwempfler, das wird ca. 2018 sein. Ist das´n Wort? So sei es!“.
Gruber bereitete die Papiere zur Unterschrift vor, hatte alles hierzu Benötigte aus dem Winz-
köfferchen gekramt. Er strahlte wie ein ‚perma-pot-pal’ (das sind die Kumpel, die auch viel-
leicht dem einen oder anderen als ‚Borkenkäfer’ bekannt sind, die grundsätzlich immer selbst
anrauchen wollen, die in der Regel nie mehr als einen Winzpickel auf Tasche haben und gern
alle 36 Minuten ‚einen bauen’ wollen, nur eben stets von deiner Kante!), der eben auf Kombi
[eigentlich ja ‚Kommi’, aber dieses ‚Kombi’ ist nicht mehr aus den farn-freaks rauszukriegen]
mehr bekommen hat, als er sich auch nur in seiner kühnsten Fantasie auszumalen fähig wäre!


“Ich muß Sie bitten, jetzt meine Räumlichkeiten zu verlassen, Gruber!“. Ich blickte streng.
“Nein, das werde ich nicht tun! Ich bin unterwegs in Sachen Frohsinn, Wohlstand, Freude,
Solvenz, ‚better living’ - und natürlich Glückseligkeit, dies ist mein ureigener Auftrag!! Ja,
und sehr genau weiß ich von der Unfähigkeit mancher, Glück abrufen zu können. Hier bin
ich ganz besonders gefordert. Ich muss Sie, liebster Freund, ein wenig zu Ihrem Glück, äh,
sagen wir es ruhig – zwingen! Jawohl! Aus diesem Grund, hören Sie - und nur aus diesem
einen Grund, guter Mann [erst der ‚liebste Freund’, nur wenige Sekunden später ein ‚guter
Mann’? Sehr enttäuschend, dieser tiefe Fall innerhalb von 6 Sekunden….], werde ich jetzt
hier sitzen bleiben und darauf warten, dass Sie wieder klar denken können. So!“. Robert T.
Gruber verschränkte die Arme demonstrativ und lehnte sich, recht selbstzufrieden, auf der
Couch zurück und schloss die Augen, so, als wolle er mir bedeuten: Also, ICH habe mein
Pensum erledigt, ich habe meinen Teil zum Gelingen des Werks beigetragen, jetzt liegt es
an dir, Bursche!’. Ich tat es ihm nach, schloss ebenfalls die Augen und sagte ziemlich leise:
“Gut denn, fein fein, lassen Sie uns ein wenig schweigen, warum eigentlich nicht, Gruber?“.
Gruber schielte auf meine 1,5 l Pfirsicheistee-Kanne, in der die 12 Eiswürfel recht muntere
Geräusche von sich gaben. Nein, ich würde ihm keinen Tee anbieten! Und selbst entsagen…
Er würde nicht einen Lebkuchen erhalten, nicht ein Plätzchen, von meiner Mutter gebacken,
und selbstredend würde es für R. Gruber auch auf gar keinen Fall Bleigießen bei mir geben.
Nach vielleicht 30/33 Minuten begann er, mit den Kindersärgen an seinen Füßen zu wippen.
Manchmal kreiste sein Fuß auch ein wenig, meist aber wippte er, dazu klapperte der Agent
mit dem Aluminium-Deckel seines Köfferchens, immer schön rhythmisch... Ich unterbrach
energisch, da mich dieses unausgesetzte Wippen, das Kreisen und Klappern fast wahnsinnig
machte und rief:


“Wenn Sie den Fuß nicht auf der Stelle still halten, Gruber, sowie diesen Deckel ihres pein-
lichen Alu-Köfferchens nicht sofort in Ruhe lassen, werde ich beginnen, jawohl!!, konvulsi-
visch mit der linken Schulter zu zucken. Zusätzlich werde ich meine rechte Augenbraue arg
arrogant nach oben ziehen und wieder fallen lassen!!“. Gruber begann (neben dem Wippen,
Kreisen und Klappern), nun auch mit dem permanenten Klicken des Kugelschreibers, den er
blitzschnell aus dem Köfferchen befreit hatte. Ich las das Logo - ‚Washington Inc.’. Wütend
begann ich die rechte Braue zu heben und zu senken, auch zuckte ich heftigst mit der linken
Schulter. Gruber ‚antwortete’ sofort. Dieser unglaubliche Tumb-Nerd, er war vorbereitet, die
Bazille! Dieses Insekt, dieser Wurm! Nun ließ er provozierend den Kopf kreisen. Satanisches
Lachen begleitete meine neue Aktion – ich streckte den rechten Arm aus, hielt ihn starr, und
schüttelte dann die Hand. Und zwar so, als sei sie völlig gefühllos und ‚taub’. Als ‚Zugabe’ -
ich empfand den Einfall mit der Hand als zu schwach gegen sein Kopfkreisen – knackste ich
mit der linken Hand die einzelnen Finger durch, indem ich sie, die Hand zur Halbfaust geballt
und von oben auf die Sessellehne gedrückt, jeweils einzeln fest aufpresste... Das konnte ich so
ungefähr eine Viertelstunde aushalten. Gruber schien beeindruckt, vor allem das anhaltende
satanische Lachen verstörte ihn deutlich. Er sprang nun hoch, hüpfte im steten Rhythmus auf
und nieder, wobei er das ‚Kniescheibenwechsel-Spiel’ mit den Händen recht gekonnt, in der Luft,
also während des Hochhüpfens, abzog. Damit zog er sich meinen Respekt zu, zumal er ja
dieses Kugelschreiberklicken fortsetzte, was nun wirklich eine gewisse Fertigkeit verlangte!
Er musste ja mit beiden Händen den ‚Kniescheibenwechsel’ vollziehen, aber darüber hinaus
auch noch weiter im Takt auf das Minenhütchen drücken. Der Mann hatte was drauf, keine
Frage. Beeindruckt stellte ich das Lachen ein und ahmte jetzt die Sprache der Ureinwohner
nach, die im Film „Die Götter müssen verrückt sein“ (die Geschichte mit der Cola-Flasche!)
mitspielten. Eine Art Glucksen, Zungenschnalzen, Tropfengeräusch. Das brachte ich in doch
recht beachtlicher Lautstärke zustande. Gleichzeitig war auch ich aufgesprungen und brachte
jetzt die heiße Michael-Flatley-Nummer.... Ja, jetzt war ich der ‚celtic tiger’!! Ein donnerndes
Stepp-Gewitter entlud sich auf meinem Parkett-Boden... Unter mir bekam kaum einer etwas
davon mit, überall wurde gefeiert, gesoffen und, seufz, geraucht… Nur ich, zum 120-fachen
McNamara noch mal, bringe hier den ‚Michael Flatley’, völlig nüchtern! Ich steppte mir den
inneren Iren aus der Seele. Hüpf – Stepp – Hüpf – Stepp – Hüpf – Stepp - und dabei immer
schön glucksen. Natürlich, da blieb ich meiner Linie treu, war meine rechte Augenbraue noch
immer ‚unterwegs’ und selbstredend zuckte meine linke Schulter nach wie vor!! Ich benötigte
meine volle Konzentration, um diesen wahrlich nicht unerheblichen 5fach-Stress rund um die
Koordination und, bezüglich der Feinabstimmung, des Rhythmus´ zu bewältigen, denn stetig
hielt ich den rechten Arm ausgestreckt, trotz wandernder Braue, und schüttelte die Hand! Ja,
wer sich bei diesem ‚Dummie-Contest-Programm’ am Besten konzentrierte, der würde auch
den Sieg erringen, da war ich, Förchwempfler, sicher. Rein gar nicht hatte ich mich des nun
logischerweise anstehenden Gedankens gewidmet, welcher Lorbeer dem glorreichen winner
wohl würde zuteil werden nach dem errungenen Sieg. Für den Moment war´s mir aber auch
egal, ich hatte zu tun. Nachdem Gruber eine Mini-Mundharmonika hervor geholt hatte und
nun leidenschaftlich durch dieses kleine Instrument geräuschvoll ein- und ausatmete – und
dabei voll mit dem Kopf gegen meine Wand rumste und krachte, immer und immer wieder,
(der Mann schien weit entfernt von einer Aufgabe!), schrie ich nun, im höchsten Falsett, alle
mir bekannten Kinderreime ins neue Jahr, von ‚Ene mene miste, es rappelt in der Kiste’ über
‚Eins, zwei, Polizei, drei, vier, Grenadier.…’, bis hin zu: ,Humpty, Dumpty, Sauerkraut, wer
liegt im Stroh mit meiner Braut?’, und ich schrie: ‚Milk, Milk, Lemonade, ´round the corner,
fudge is made’, außerdem: ‚Nick nack, paddy whack, give them dog a bone’, und auch mein
Lieblings-Abzählvers kam mir locker von den Lippen: „Tittentott und Tottentitt gingen flot-
ten Schrittes mit, doch Tattentutt und Tuttentatt hatten bald die Reise satt!“ und wollte gera-
de beginnen, vom orgiastischen Flatley-Stepp zum komplex-heftigen Schranktreten anzusetzen,
da brüllte Gruber wie irre, das Gesicht in Zornesröte voll entbrannt, fast wahnsinnig vor Wut:
“Ha! Wusste ich es doch, Mistkerl! Sie sind ein Lügner!!! Wer kann hier kein Englisch, wie?
Was? Hö! Ein ganz gemeiner Lügner sind Sie, Herr!“. Nun hatte Gruber meinen Namen also
bereits aus dem temporären Speicher gelöscht, so weit war es also schon gekommen.... Meine
Tränen flossen reichlich. Unwirsch schob Gruber meine Hand beiseite, die zärtlich die Wange
des Erzürnten zupfen wollte; so tätschelte ich lediglich beruhigend, besänftigend und auch ein
wenig um Verzeihung heischend seinen Unterarm. Doch ward mir auch dieser dann entzogen.
Ohne jeden Zweifel hatte ich meine komplette Reputation verspielt... Weinend brachte ich zu
meiner eigenen Verwunderung hervor, zu Beginn noch etwas undeutlich (wegen der Tränen):
“Schingensn möpfl schork ruff wäääährabääääh… tapfl schlif lechn Frieden im neuen Jahr!“.
In nicht unerheblichem Maße war ich nun bestrebt, den money-man weiterhin zu besänftigen.
Ich reichte Robert den ‚Raider’-Riegel, doch Gruber lehnte energisch, wuchtig und rigoros ab.
Jetzt musste ich schwere Geschütze auffahren! Es blieb mir nichts anderes mehr übrig als das:
“Gerne würde ich 440 Euro pro Monat anlegen, Financial Consultant Rabbart Tii Graaböör!“.
Der korrekte Titel (und dann auch noch auf Englisch) ließ Grubers Zorn so rasch verrauchen,
wie er entstanden war. Seine Miene heiterte sich auf, jetzt ließ er sich doch - jedoch nur ganz
kurz, in die rosige Wange kneifen. Herzhaft lachte er auf. Mit einem gewaltigen Taschentuch,
auf dem ich überdeutlich die Initialen ‚R. G.’ ausmachen konnte, wischte er sich die blutende
Stirn, lachte nochmals kurz auf und fragte dann, schon wieder recht gut gelaunt und aufgelegt:
“Und was ist mit der Sofort-Einlage von 3.600 Euro, lieber Herr Förchwempfler???“. Na, da
war der ‚Herr’ ja wieder. Vielleicht würde doch noch alles gut werden.... Lieb sah ich ihn an:
“Oh, den Scheck über exakt diesen Betrag haben Sie übermorgen in der Post, Herr Gruber!“.
Ich trocknete meine Tränen, nickte dem mächtigen Broker freundlich zu. Gruber säuselte:
“Ach, wissen Sie was, JETZT nehme ich Ihr Angebot dankend an. Eine heiße Tasse Ovo-
maltine wäre jetzt schön. Dürfte ich eine haben, während ich die Papiere zur Unterschrift
vorbereite?“. Sein strahlendes Perlweiß-Lächeln betörte mich. Ach, wäre ich doch schwul.
“Lieber Agent, das war nur so dahin gesagt. Ich habe natürlich keine Ovomaltine im Haus.
Dafür aber braue ich einen ganz hervorragenden Muckefuck. Den wohl Besten im ganzen
Viertel, dafür verbürge ich mich…“. Ich hatte gerade ‚ich mich’ gesagt, da fuhr Robert T.
Gruber von meiner Couch hoch, hatte ganz plötzlich überall am Kopf dicke, pochende und
pulsierende Würmer, so breit gespannte Halssehnen, die Augen traten ihm aus den Höhlen,
der Mann war völlig außer sich. Er schrie, und ich konnte den Wahnsinn im Blick erkennen:


“Waaaaas? Keine Ovomaltine?? Ich wette darauf, dass Sie auch keinen Muckefuck brauen
können. Ja, ich gehe soweit, zu behaupten, Sie wissen nicht einmal, was Muckefuck ist….
Ich verabscheue Sie, F.! Sie sind ein permanenter Lügner, ein ganz falscher Fuffziger, ich
mache doch mit SO einem keine Geschäfte! Niemals! Sie sind mit Abstand der peinlichste
Mensch, der mir je begegnet ist. Einen solch verlogenen Falschlackel habe ich noch nie in
meinem ganzen Leben kennen lernen müssen. Nein, was sind Sie widerlich, was haben Sie
für einen miserablen Charakter…. Wah! Uwäch!“ – sprach’s und kübelte in meine Azaleen,
ein Großteil eines vielfältigen, buntgewürfelten Speisengemenges ergoß sich auf die Couch.
Ich konnte sehr deutlich Maiskörner, Paprika und Erbsen ausmachen, auch erkannte ich auf
rote Bohnen. Ohne Zweifel hatte Gruber zuletzt mexikanischen Eintopf zu sich genommen!
Merkwürdigerweise hatte das komplexe Erbrochene Grubers meine ganz besonderen Pflan-
zen verschont – oder aber, anders ausgedrückt, nur knapp verfehlt. Den im Kreis platzierten
Schätzchen mit dem wohlklingenden Namen ‚lowryder’ (auto flowering effect!) ging’s gut!
Grubers schlimmste Strafe aber war mein abgekürzter Name, ‚F.’, den er kurz vor dem wohl
alles andere als suboptimal exportierten Mageninhalt zudem ausspie! DAS tat wirklich weh!
Nachdem sich Gruber notdürftig gereinigt hatte, nickte er mir nur noch kurz zu und entfloh.
Das blutige Taschentuch warf er einfach auf meinen Tisch, es blieb an meiner Bong hängen.
Noch heute hängt es (quasi als Trophäe!) bei mir an der Wand, gleich neben „Cypress Hill“.
Meine Azaleen waren verloren!! Ich setzte mich hin und schrieb einen Brief an ‚Washington
Institute Inc.’, Arnulfstr. 2, 80335 München, und brachte recht bescheiden und demütig eine
Bitte zu Papier, man möge mir doch bald die Kosten für eine Couch und 6 Azaleen ersetzen,
ein gewisser Herr Robert T. Gruber habe sich, schamlos betrunken, über meine Couch und -
als sei das nicht genug – entsetzlich vielgestaltig auch über meine geliebten Azaleen entleert.
Und damit kein Missverständnis aufkam, schrieb ich gleich dazu, dass ich hier nicht von der
Entleerung im Sinne eines Stuhlgangs sprach (in Klammer setzte ich ‚vomitting & belching’
dazu, um alle Unklarheiten zu beseitigen). Ich fügte 4 Polaroid-Fotos hinzu, außerdem diese
edle Visitenkarte des Financial Consultant Gruber. Und auf ein grünes DIN A 4-Blatt schrieb
ich eine Zahl: 3.600! Und erst dann, sage und schreibe um 2.12 Uhr, rauchte ich meine Katy,
die gläserne Geliebte. Lediglich 4 Tage später erhielt ich einen Brief von der Washington Inc.


Mir schrieb "Rob" Gruber, Financial Consultant, Section-Anchorman (Nordrhein-Westfalen):
Dear Mr. Fröchwimpler [dieser Schuft!], wir teilen Ihnen ohne weitere Umstände mit, dass
’vomiting’ mit nur EINEM ‚t’ geschrieben wird! Der von Ihnen eingereichte Text ist daher
reine Makulatur. Wir haben die Fotos, den Brief und Ihre unglaublich naive Forderung von
3.600 Euro in den Shredder gegeben und bitten Sie heute freundlichst, erneut schriftlich vor-
stellig zu werden, um uns Ihre, unserer Meinung nach durch nichts, aber auch rein gar nichts
gerechtfertigte und völlig überzogene Forderung zur Prüfung zu übermitteln. Wir legen ganz
besonderen Wert, und jetzt merken Sie bitte sehr explizit auf, J. Furchtwampler [oh dieser in
jeder Hinsicht unglaubliche Doppel-Schuft und Mistkerl!], von Ihnen mindestens 6 Polaroid-
Fotos zum Vorgang, die nicht später als 24 Stunden nach diesem unserer Meinung nach eher
lächerlichen Vorfall erstellt worden sein dürfen, zu erhalten. Dem beigefügten Formblatt ent-
nehmen Sie die exakten Daten, wie Sie bei der Erstellung der Foto-Nachweise zu verfahren
haben. Bitte, füllen Sie auch den 36-seitigen Datensatz ‚Regress-Anspruchs-Eingabe’ exakt,
gewissenhaft, vollständig und SO EHRLICH WIE ES IHNEN NUR MÖGLICH IST, FROSCHWAMPE,
[also, DAS schlug nun wirklich jedem Fass die Krone mitten ins Gesäß!] aus und übersenden
Sie uns diesen in doppelter Ausführung auf der Basis eines Einschreibens. Bitte, legen Sie die
Bearbeitungsgebühr in der Höhe von 36 Euro bei, sonst werden wir Ihre ‚Sendung’ unserer so
enorm fleißigen Shredder-Anlage anzuvertrauen wissen. Gezeichnet, ohne Gruß, Rob Gruber.


Ich tobte und fluchte und rannte mit der Stirn gegen meine Wohnzimmerwand. Exakt an DER
Stelle, an der das Blut des R. T. Gruber getrocknet war, kam nun mein eigenes Blut dazu und
vermischte sich mit dem Blut des Feindes. Waren wir nun, trotz allem, Blutsbrüder? NEIEN!
Niemals! Ich hasste Gruber. Natürlich hatte ich nur diese 4 Fotos gemacht. Und natürlich war
jetzt die Frist abgelaufen, weitere Fotos zu erstellen. Auch wollte ich die Bearbeitungsgebühr
nicht zahlen. Es war zum Fluchen! Ich tobte wie irre und chaotisierte ca. 2 Stunden in meiner
kleinen Wohnung umher. Dabei ging so einiges zu Bruch! Leider auch meine ‚Katy’ – und so
etwas nehme ich nun wirklich sehr persönlich! Einige Stunden später ‚beruhigte’ ich mich ein
wenig und schöpfte Mut…. Was 4 flott hintereinander und sehr fett gebaute Old-Style-Reefer
doch ausmachen können… Die Couch würde ich reinigen lassen, die Azaleen durch Kakteen
ersetzen und die ganze schrille Angelegenheit unter dem Gesichtspunkt ‚Da haben wir doch
wieder mal etwas für das ganze Leben gelernt!’ abhaken. Ich nahm mir vor, nie wieder auch
nur das kleinste Geschäft an der Tür abzuschließen und keinen Menschen mehr in meine be-
scheidene Behausung zu lassen, der auch nur im Entferntesten etwas mit Investment, Versi-
cherungen, Zeitschriften, Pfadfinder-Keksen, Religionsausübung oder Kriegsgräberfürsorge zu
tun hat. Ich schrieb diesen Schwur auf und klebte ihn auf die beblutete Wand…. Nun war auch
das Blut des Feindes und das Meinige nicht mehr länger zu sehen. Holla - und jetzt, da ich
den Seelenfrieden ja wieder gefunden hatte, setzte ich mich entspannt an meinen PC, um ein
wenig im world wide web zu surfen. Eben, als sich die Verbindung positiv gestaltete, öffnete
sich ein pop-up-Fenster und ein sehr bekanntes Logo traf auf mein überraschtes Auge. Ich las
(fast hätte ich meine Ersatz-Bong vom Tisch gewischt!) zu meiner grenzenlosen Verblüffung:
“Hier schreibt Ihnen Ihr ganz persönlicher Financial Consultant, Mr. Robert T. Gruber! Ich
vertrete stolz das Washington International Investment Institute Inc. (W.I.I.I.I.), mit der Re-
präsentanz in München, Arnulfstr. 2, und möchte Sie für eine Idee begeistern. Wie wäre es,
wenn ich IHNEN PERSÖNLICH 36.000 Euro überbrächte? Wie? Wäre das eine tolle Sache,
ja? Könnten Sie sich an den Gedanken gewöhnen, 36.000 Euro einzustreichen? Dann sollten
Sie mich flott kontaktieren, denn ich warte nur darauf, Ihnen so bald wie möglich die Rendite
zu überbringen. Ja, glauben Sie es nur! Ich bin kompetent, erfahren, bewandert und wirklich
unglaublich erfolgreich. Partizipieren Sie von meinem Drive, meinem Verve und meiner fast
ansteckenden Heiterkeit im permanenten Erfolg! Schreiben Sie mir! Jetzt sofort! Tun Sie´s!“.
Ich schrieb SOFORT, freudig erregt, mit ungeahnter Energie und satanisch lachend zurück:
“Dear financial consultant Mr. Bernhard Blubber! Es heißt selbstverständlich stets DIE VERVE -
und NICHT DER VERVE - und somit werde ich Ihnen nicht, wie eigentlich zuvor beabsichtigt,
meine 360.000 angesparten Euro zwecks Dopplung und Vervielfältigung überstellen. Ich bin
nicht sicher, dass mein Geld bei Ihnen, der eines solch entsetzlichen Fehlers (und ich spreche
hier nicht von einem kleinen Lapsus!) fähig scheint, richtig gut aufgehoben ist... Die Feinheit
der Sprache, die Gewandtheit, die Eloquenz, der Wortschatz und DER GEKONNTE EINSATZ
von Fremdwörtern, das ist es, was einen extraordinären Menschen vom gemeinen Homo Sap.
unterscheidet. Ihnen werde ich mein Geld nicht anvertrauen! Sie sind ein Blender, Blubber!!“.


Zufrieden klickte ich auf ‚SENDEN’. Der Beginn einer langen, intensiven Web-Feindschaft???
Keine Woche später besuchten mich zwei sehr diskrete Herren der Kripo, Abteilung Rausch-
gift-Dezernat. Sie hätten da einen anonymen Hinweis bekommen. Nassen Auges musste ich
zusehen, wie meine 12 ‚lowryder’-Babys abtransportiert wurden. „Sie hören noch von uns“ -
so verabschiedeten sich die beiden Herren. Ich wünschte noch von Herzen ein ‚frohes Neues’
und bin letztlich sehr froh, dass ich die Adresse eines Investment-Brokers aus München habe.
Ich freue mich auf so manchen zukünftigen Streich zum Nachteil des erfolgreichen Agenten!!
Wie Cypress Hill so schön tönen: „Now it’s time for the blubber! Soon, I got to get my props,
Cops comin´ try to snatch my crops! These pigs wanna blow my house down!” [Insane in the
brain; “BLACK SUNDAY”]. Teufel eins, das Jahr 2014 hatte für mich nicht gut begonnen….


Nur gut, dass die Gift-Cops nicht in meine Vorratskammer gesehen haben. Und so darf ich, so
wie eigentlich every day, voller Stolz sagen: Bom Bom Shiva, Bom Shankara, Heja Heja, Om
Shanti! Und ein sehr anregendes Blubbern und Köcheln erfüllt den kompletten Raum. Du bist
mir ein zwar ebenbürtiger, aber doch nicht in allen Belangen übermächtiger Gegner, Gruber...
Wenn der wüsste, dass ich in der Tat nicht die geringste Ahnung habe, was ein Muckefuck ist.
Dieser tasmanische Springteufel, jähzornig bis zur Hutkrempe, würde Gift u. Galle spucken!!!
Meine Nachbarn gratulierten mir übrigens im Hausflur. ‚Da war ja mächtig was los bei Ihnen
zu Silvester… Wohl eine Orgie gefeiert, was? Wir tippen auf mindestens 12 Gäste. Bei dieser
Fete wären wir auch gern dabei gewesen. Bei uns schunkelte der uralte Kronleuchter mit, weil
Ihre Gäste so heftig abgetanzt haben. Von allen Partys im Haus muss Ihre Silvester-Party, das
dürfte wohl als sicher gelten, die absolut schärfste und heftigste gewesen sein, Förchwempfler
(und ich konnte den neidischen Blicken entnehmen, dass meine Nachbarn sehr gern dabei ge-
wesen wären.. Vielleicht lade ich die Könnemanns, die Rögers und die Schmutzbenesters zum
diesjährigen Silvester tatsächlich ein. Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee. Gerne werde
ich meine berühmten Hasch-Plätzchen für die Nachbarn backen, Alkohol kommt dagegen auf
keinen Fall auf den Tisch. Der wird auch sicherlich nicht vermisst werden, weil ich auf ca. 99
Gramm Teig gute 2 Gramm Maroc rechne (arbeite ich aus Kostengründen mit Ketama Gold,
sind es sogar 3 Gramm pro 99 Gramm Teig!)! Und wenn ich schon mal Gäste habe, so pflege
ich nicht extra darauf hinzuweisen, dass meine Plätzchen ein wenig gedopt sind! Dies erhöht
den Unterhaltungswert enorm. Wenn ich nur an den Besuch meiner Großeltern denke (1987,
waren damals schon über 60!) – welch vergnügliche Stunden haben wir zu dritt erlebt! Meine
beiden Oldies liefen zu ganz großer Form auf, wir haben alle 3 Tränen gelacht. Oma sang aus
voller Brust ‚Kleine Möwe, flieg’ nach Helgoland’ und Opa gab ‚Ole, wir fahr’n ins Puff nach
Barcelona’ zum Besten. So nett haben wir drei danach leider nie wieder zusammen gesessen –
solch heitere, gelassene und Cypress-Hill-Stuff verrückte Großeltern konnte sonst auch keiner
aufbieten!! Nach dieser Fete waren Oma und Opa leider deutlich reservierter mir gegenüber...


THE SAD END (McNamara - but the mad man is still smokin´, Julie fucking Andrews!)

 


BEI RUHIGER LUFT, IM STILLEN ZIMMER, BRING’ ICH MICH SELBER UM
WOHL HÖRE ICH DEIN LEIS’ GEWIMMER, ICH KÜMMER’ MICH NICHT DRUM
DEIN WEH UND ACH, DAS STÖRT NUN NIMMER, mich treibt es IM ALL HERUM
UND JEDE NACHT TV-GEFLIMMER, DAS HÄLT UNS ALLE REICHLICH DUMM
(Genialer Ausspruch Heiner Müllers; Dramatiker, bekennender Kiffer und zynischer Mahner!
Die Zeilen 2, 3 und 4 habe ich mir erlaubt, nachträglich anzufügen. Im Original: nur 1. Zeile!)


EIN WICHTIGER HINWEIS:

Diese wahre Geschichte ist selbstredend vollständig erstunken und erlogen, bezieht sich nicht
auf lebende oder bereits verstorbene Personen. Sollte sich der Eine oder Andere dennoch wie
der erkennen, so ist das der reine Zufall. Die Namen sind frei erfunden. Sollte es jedoch reali-
ter eine Firma Washington geben, vielleicht sogar einen Mitarbeiter Gruber, so ist dies Zufall!
Dass die Handlung frei erfunden ist, kann der geneigte Leser schon daran erkennen, dass mein persönlicher Financial Consultant nur wenige Minuten vor dem neuen Jahr an meiner Tür war [und kein Vertreter würde am 31.12.2013 um rund 23:36 Uhr an irgendeiner Tür klingeln - sei dieser Berufsstand auch noch so gefährdet; es gibt ja nun wirklich für alles eine Grenze, oder?]...

Jedenfalls möchte ich anmerken, dass Katy, Robert Gruber, lowryder oder Raider nicht wirklich existieren!!!

 


• von GHERKIN (PADIAMENOPE BA PALLAWATSCH) •© 2014 


 

EINE WAHRE GESCHICHTE, SO GESCHEHEN AM SONNTAG, DEM 20.07.1969, um 18 Uhr! 
Armstrong war gerade damit beschäftigt, seinen Enddarm-Output wieder einzufangen -
wild ruderte er in der Minitoilette, griff nach dem einer Banane nicht unähnlichen braun
gefleckten Teil und griff daneben, während nebenan die Tragödie seinen Lauf nahm. Buzz
Aldrin schrie Collins, der unter ganz extrem stinkenden Schweißmauken litt, an: „Collins,
du stinkender Bastard, ziehe sofort deine verdammten Boots wieder an oder wir fliegen
jetzt und sofort wieder zurück. Ich schwöre es dir, wir kehren um...“. Wie wir ja alle aus
gut unterrichteten Kreisen erfuhren, zog sich Collins die Boots wieder an; Mond erobert.

 


 

Jetzt eine durchaus typische Geschichte für meine Ausrichtung!

Der mantellose Nietzsche

> G R O T E S K E <

(von Padiamenope Ba Pallawatsch) © Gherkin

 

“Mechthilda Treugeböhla-Zabeltitz liebte Hüttenkäse über alles! Sah, roch oder glitschte sie mit beiden Händen bis hoch zum Ellenbogen in riesige Mengen von Hüttenkäse hinein, so bedeutete dies für sie das höchste, absolute und unvergleichlichste...

 

...Glück. Für sie war Hüttenkäse die Erfüllung, die Offenbarung schlechthin, schöner als Sex und…..“.

 

Hier unterbrach mein allmächtiger Verleger knapp und brüsk: „Das können Sie so nicht stehen lassen, Mann!“.

Presslippig sah Feinrippl mich an.



Ich versuchte mit aller Kraft, sehr souverän zu wirken, nestelte aber dabei unentwegt an meinem obersten

Hemdknopf, und schaute ihm direkt in seine kleinen, listig funkelnden Schweinsäuglein. „Wieso, was meinen

Sie?“. Irritiert und deutlich verwirrt stellte ich diese Frage. „Na, so hören Sie sich doch einmal diesen

sinnfreien Nonsens an, hören Sie doch!“, sprach er munter auf mich ein. Und mit erhobener, dramatisch

zugespitzter Stimme las er aus meinem Manuskript: „Sah, roch oder glitschte sie mit beiden Händen bis hoch

zum Ellenbogen in große Mengen von Hüttenkäse hi…..“. Jetzt unterbrach ich ihn.

„Schon gut, Herr Feinrippl, schon gut, ich habe begriffen!“. Zaghaft nahm ich mein Manuskript an mich. Es

wog sehr schwer und umfasste immerhin 1612 eng beschriebene Seiten. „>Glitschte<, lieber Herr Feinrippl,

>glitschte< liesse sich ja eventuell durch ein Ihnen genehmes Synonym ersetzen, wenn es das ist, wa….“.

Wieder wurde ich barsch unterbrochen. Hermann Feinrippl sah mich entgeistert an. „Ja merken Sie denn

überhaupt nicht, dass der Satz so nicht stimmig ist, Sie Ignoranten-Hirni? Merken Sie das nicht,

Nietzsche?“. Der Halbgott der Schriftsteller-Riege kniff mich äußerst schmerzhaft in meine linke

Wange. Es war ein rot lackierter Daumennagel, der meine Wange malträtierte. Vor Schmerz schrie ich kurz

auf. „Sah, roch oder glitschte hinein…“, im Takt seiner Sprechweise kniff dieser verflixte Nagel zu, „was für

ein hanebüchener Unsinn, Sie Schmock, was für ein deprimierendes und peinliches Licht wirft dieser

misslungene Versuch auf Ihre Arbeit als, hm, Schriftsteller, Nietzsche!“. Endlich liess der Mächtige meine

Wange los. „Sie werden den Satz umstellen, klar? Oder, noch besser, überarbeiten Sie das gesamte Konzept,

überarbeiten Sie alles, oder kloppen Sie es in die Tonne, verstanden?“. Hier machte Feinrippl eine längere,

unheilschwangere Kunstpause, um die folgenden Sätze wie kleine Krummdolche in meine gebeutelte

Autorenseele zu bohren!

 

„Wissen Sie was, Sie peinliche Kreatur? Wissen Sie was? Vergessen Sie den Satz, vergessen Sie die erneute

Überarbeitung – es wäre bereits die 6., richtig? – vergessen Sie am besten sofort den kompletten

geschriebenen Offenbarungseid, werfen Sie das Machwerk weg. Ich würde damit im Feinrippl-Verlag

sowieso keine Ehre einlegen. In des Teufels wohl schlimmster Höllenregion stehen all die gescheiterten

Schriftsteller – und in diesem Autorengruselkabinett stehen Sie, Nietzsche, nicht einmal auf der Warteliste

– HA! Sie werden in der Hölle nicht einmal als Schriftsteller geführt! Mit Sicherheit NICHT!

 

 

Mitnichten!“. Vernichtend sah mich der Gewaltige an, er hatte sich in Rage geredet, schwitzte jetzt sehr

stark. Ich wagte in der Pause, da er sich mit einem beeindruckend grossen Taschentuch die nasse Stirn

wischte, kurz zu hauchen: „Wie wollen Sie den Satz denn haben, Herr Feinrippl?“. „HA! Wurm, niederes

Insekt! Vollspacko und Doppelpfosten! Ich will Ihren verdammten Satz überhaupt nicht haben! Sind wir

schon so weit, dass der Verleger seinem lausigsten Schreiberling, dem peinlichsten Skribenten, die Sätze

diktiert? Ja? Sind wir schon so weit? Welchen Beruf schwänzen Sie eigentlich, Nietzsche? In welchem

Genre dilettieren Sie, Schiefhals, Rüsselgumpen, Trichterohr, Hamsterbacke und Glupschauge? Welches Me-

tier wagen Sie zu insultieren, welches, Nietzsche? Peinlicher geht es doch nun wirklich nicht mehr! Nur, weil

ein Namensvetter von Ihnen Bücher schrieb, meinen Sie, eine komplexe, infame Kränkung eines gesamten

Berufsstandes vornehmen zu müssen, ja? Sie fühlen sich berufen? Kerl! Selbst in Niflheim würde man Sie

hinaus werfen, Sie Karikatur eines Schriftstellers, selbst in Niflheim dilettierten Sie naiv vor sich hin, dessen

bin ich sicher! Entfernen Sie sich sofort! Hinfort!“. Hier holte der erstaunlich feiste Mensch nochmals tief

Luft, um für die alles überbietende Schlusspointe die nötige Grausamkeit, den erforderlichen Nachdruck

aufbringen zu können – jetzt wollte er mich mit seiner glänzenden Rhetorik vernichten und sagte (seine

umfangreiche Brust  wölbte sich gewaltig dabei): „Sie inkompetenter, bornierter Flegel, Sie Lümmel! Sie

nichtsnutziges Insekt! Stümper, Amateur, frechdreister Katatoniker! Sie sind nicht einmal die Briefmarken

des Ablehnungsschreibens wert, Sie Witzblattfigur und Haderlump! Was Sie hier anzubieten wagen, Sie… Sie

Anti-Hermeneutiker, ist wohl das miserabelste, schlechteste und grausligste Manuskript, das unser Haus

seit der Gründung vor 120 Jahren zu sehen bekommen hat, Sie Doppel-Kretin!“. Hochrot im Gesicht, wild mit

den Armen rudernd, schwer nach Luft röchelnd, sackte Feinrippl wie in Zeitlupe in sich zusammen, machte

noch eine unbestimmte Bewegung mit dem linken Arm – so, als wolle er mir etwas an der Holzdecke des

exquisit eingerichteten Zimmers zeigen – stützte sich noch kurz am grossen Mahagoni-Arbeitstisch ab und

glitt dann mit grotesk-erstauntem Gesichtsausdruck rücklings in seinen Sessel. Dort angekommen, ich stand

die ganze Zeit starr am Fenster und sah einem Pärchen zu, das sich auf der Strasse abwechselnd Ohrfeigen

gab, quetschte der grosse Verleger noch ein letztes „Uorfflmphhhhd“ hervor und verschied.

 

 

 

Mit diesem letzten Seufzer rutschte Feinrippl aus dem Sessel und damit zu Boden. Ich wandte mich von jenem Pärchen mit der schlagenden Verbindung ab und stieg nonchalant über den jetzt leblosen, mächtigen Körper Feinrippls hinweg, nahm mein Manuskript an mich, strich den bemängelten Satz durch und schrieb mit dem gefürchteten Füllfederhalter des Verlegers in roter Tinte an den Rand (und es durchfuhr mich wie ein Blitz; eine kreative Phase): Sah oder roch Mechthilda Treugeböhla-Zabeltitz Hüttenkäse, bedeutete dies für sie das wohl grösste Glück auf Erden. Glitschte sie jedoch mit beiden Händen tief hinein, so fühlte sie im selbigen Augenblick auch das höchste, unvergleichlichste, wirkliche und absolute Glück, jedoch gepaart mit ekstatischen Lustschaudern – eine Erregungsphase, in welcher sie auch schon einen Höhepunkt geabt hatte. Heute musste sie in der ererbten Firma des lange schon verstorbenen Vaters Entlassungen vornehmen, daher glitschte sie gute 40 Minuten im Hüttenkäse, bis sie sich endlich entschloss, die unangenehme Pflicht hinter sich zu bringen. Eines Tages würde sie sich, so ihre Gedanken während der Fahrt zur Firma, ein Ganzkörperbad mit Hüttenkäse gönnen, es war nur noch eine Frage der Zeit. Süsse Lust der Vorfreude liessen ihre Wangen sanft erröten. Sie kamen an der Firma an. Der Chauffeur öffnete mit versierter Grandezza den Schlag der grossräumigen Limousine.

 

Im Werk liess sie sofort Ihren technischen Direktor kommen. „Herr Röchler, ich bin mehr als unzufrieden. Seit vielen Monaten bemerke ich gegenüber der Firmenleitung, also mir, zum Teufel, neben erheblicher Insubordination, neben Insuffizienz und Insimulation auch noch eine Form der, sagen wir es direkt hinaus, Insurrektion. Und ich vermute, dass Sie, Röchler, der Herr Insurgent sind! Äussern Sie sich! Nehmen Sie Stellung, Röchler!“. Röchler schien kleiner zu werden. „Wir bemühen uns alle nach Kräften, Frau Direk…..“. Treugeböhla-Zabeltitz würgte ihn rigoros ab: „Schnick-Schnack, Röchler, hören Sie auf mit Ihrem haltlosen Gewäsch – noch heute räumen Sie und weitere 11 Aufrührler und Insubordinations-Kaiser ihren Platz in diesem Betrieb. Haben wir uns verstanden? Sie sind fristlos gekündigt!“. Hier brach ich ab. Zufrieden schloss ich den edlen Füllfederhalter und drückte die Sprechtaste: „Hallo, Frau Fasching, kommen Sie bitte? Ihrem Chef geht es augenscheinlich nicht so gut!“. Kaum war der Satz verklungen, hechtete eine klapperdürre, ältere Dame schreckensbleich in den Raum hinein.

Sofort kniete sie neben dem Toten und schüttelte an ihm herum. „Herr Feinrippl, um Himmels willen, was ist denn? Hören Sie mich, Herr Feinrippl?“. Ich meinte nur lakonisch: „Rufen Sie einen Krankenwagen! Das sieht nicht gut aus“. Dann gab ich mein Mega-Manuskript in das Fach „Genehmigt“ und stieg erneut über den Leichnam, strebte der Tür zu. Der Verstorbene sah nun überhaupt nicht mehr zum Fürchten aus. Ich winkte noch kurz in Richtung Fasching, dann verliess ich die hoch heiligen Hallen meines Verlags. Prima, das Manuskript war genehmigt worden. Ich freute mich. Jetzt ein weiterer Besuch in diesem Hause. Mit dem Fahrstuhl liess ich mich in die 12. Etage befördern. Dort war das Inkasso-Institut „Durham & Roswell“ ansässig. Die gesamte Etage wimmelte nur so vor Menschen. Man sah deutlich, wer als Bittsteller kam, wer Angestellter war und wer hier das Sagen hatte. Bekümmerte Miene, gebückte, devote Haltung = Bittsteller.

Aufrechter Gang, missbilligendes, leicht arrogantes Gesicht = Angestellter. Die hohen Chefs? Blasiert, die Bittsteller kaum wahrnehmend, überheblich, deutlich angewidert und extrem auf Distanz zum Pöbel bedacht. Nie würde einer der Chefs hier einem der Bittsteller die Hand reichen, nie! Ich wollte zu Roswell, müde klopfte ich bei ihm an. Träge durchmass ich den riesigen Raum bis hin zu Roswells Schreibtisch. Roswell deutete auf den Besuchersessel. „Neuigkeiten, Nietzsche??“.

„In der Tat, Herr Roswell, in der Tat. Ich habe soeben bei Feinrippl ein recht ansehnlich dickes Manuskript durchgebracht. Es geht aufwärts! Ich werde in Kürze in der Lage sein, Ihnen Ihre 24.000 EURO zurück zu zahlen, sehr bald!“.

Roswell brach in wieherndes Gelächter aus. „Nietzsche, hören Sie, Sie taugen als Autor nichts, das hat mir Feinrippl selbst gesagt. Und nie, hören Sie, nie würde er eine Ihrer entsetzlich drögen, stinklangweiligen und überaus scheußlichen Ideen in Buchform veröffentlichen – nie!“. Prustend vor Heiterkeit fuhr Roswell fort, sichtliches Vergnügen zeigend am restlosen Zermalmen eines zarten Pflänzchens, welches Hoffnung hiess: „Versuchen Sie doch mal was absolut Neues, Nietzsche – versuchen Sie die in diesem Genre übliche Art und Weise zu kopieren, Wörter und auch ganze Sätze in sinnvoller Kombination aneinander gereiht zusammen zu stellen, wäre das nicht mal ein guter Ansatz???“.

Der schwergewichtige Mensch dort lag mehr im Sessel als darin zu sitzen. „Feinrippl sagt über Sie, Sie seien bar jeden Gedankens, auch nur einen einzigen Satz so nieder zu schreiben, um ihn der, sagen wir mal, Trivialliteratur zuordnen zu können. Ihr Skribententum höhnt jeder geschriebenen Zeile, entbehrt jeglicher Grundlage, ist demnach schlichtweg Makulatur. Das ist leider Fakt, Sie peinlicher Sudelhannes, Sie. Pegasus wirft Sie doch permanent ab, nicht wahr???“.

Nun konnte sich Roswell vor Vergnügen kaum noch in seinem Sessel halten, so sehr krümmte und schüttelte es die massige, unförmige Gestalt des Inkasso-Unternehmers in den Siebzigern. Prustend, schnaufend und gestikulierend bäumte sich der gewaltige Körper erst heftig auf, um hernach ganz klein in diesem feudalen Ledersessel zusammen zu sinken. Die Augen rollten wild, der Greisenkopf wackelte bedenklich halslos vor und zurück, glucksende Geräusche entfuhren dem weit aufgerissenem Rachen, der Schädel in sattem Magenta liess die Gesichtszüge plötzlich einfrieren, der Körper erschlaffte vollends, dann wurde das Gesicht starr. Roswell wirkte auf mich wie ein toter Clown, dem man eben noch befohlen hatte, heftige Heiterkeit zu verbreiten, obschon man ihm Dutzende von glimmenden Zigaretten auf den Oberarmen ausdrückte. Die Augen starr, Blut tropfte aus dem linken Ohr, Roswall war soeben verstorben.

 

Ich ging nunmehr leichtfüßig zu seinem PC, tippte meinen Namen ein und löschte den Eintrag. Der PC piepte nur kurz - ganze 24.000 EURO Schulden hatte ich soeben getilgt. Keine Schulden mehr – und mein Buch würde im nächsten Monat erscheinen, alles lief bestens. Soeben betrat Durham, sehr elegant gekleidet, das Büro seines Partners. Gut, dass ich die Transaktion bereits beendet hatte und nun, etwas hilflos, neben dem toten Roswell stand. Fassungslos blickte Durham...

...mich an, blickte dann auf Roswell, sah dann wieder mich an, mehrere Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Ich machte eine abwehrende Handbewegung. „Hab´ ihm nichts angetan, Mr. Durham. Er griff sich plötzlich ans Herz, Sir, dann sackte er zusammen, ich weiß beim besten Willen nicht, was ihm fehlt!“. Durham, total erblasst, bückte sich etwas und brüllte Ros- well in das blutende linke Ohr: „Ey Ross, come on, man, Ross…Hey, what the bloody hell is the matter with you, old son?“. Ich hatte die Erklärung für Durham. „He´s gone, Sir, your Partner´s gone!“, sagte ich im besten Schul-Englisch, denn, das wusste ich, Durham sprach nur sehr schlecht Deutsch. Verwirrt sah mich Durham an. „Dead? Fucking dead?“. „Yes, Sir, fucking dead. I think, he was a sarcastic, boastful and very selfish man – now he´s got what he deserved! That bloody bastard!”. Durham erwiderte scharf, immer noch in gebückter Haltung: “Don´t you talk crap about a dead person, don´t you?“. Doch ich hatte mit dem Fall abgeschlossen. „I´ve paid my debt, Mr. Durham, so you won´t see me again. Have a nice day!”.

Hurtig strebte ich dem Ausgang zu, während Durham immer noch fassungslos in einer Art Stakkato-Englisch in des Leichnams Gehörgang eindrosch. Schmunzelnd fuhr ich mit dem Fahrstuhl zum Erdgeschoß. Dies war doch nun wirklich ein mehr als erfolgreicher Tag – dies war ein Super-Hyper-Mega-Doppeltgeiler-Spitzen-Sonnenschein-Happiness-Tag vom Allerfeinsten! Ich hatte endlich mal Glück. Ich, der wohl bis dato größte Loser aller Zeiten, ich hatte endlich einmal Glück.

Draußen auf der Straße angekommen, fror ich etwas, es war in letzter Zeit doch recht kühl geworden. Ich brauchte unbedingt meinen Mantel. Der war in der Reinigung. Ich nestelte den Zettel hervor und suchte das Geschäft auf. Insgesamt 6 Mitarbeiterinnen suchten verzweifelt meinen Mantel und fanden ihn nicht. Er war einfach nicht mehr da.

Ich war mantellos!


 

Ach ja...

Sophistisches, pikareskes Raillieren!! Affable, affrontierende Defäkation zu meiner eigenen Eudämonie! Genialischer Galimathias! Juvenalisch-kohärentes Konvolut von Ihrem maliziösen Maitre de Pläisir exorbitante!!! Homunkulus Hybris Nihilistus! Magister Padiaménopé Ba Pallawatschs Oblomowerei proskribiert seine Cucumberian Chuzpisms: „NEBBICH!"

 

 

 

IM NACHFOLGENDEN wird dem kompletten Wahn-, Mutter-, Irr- und Aberwitz Raum gegeben. Seien Sie also gewarnt, es wird schrill und herb!

 

 

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2009-2014 ©GHERKIN 

Absinth – Genuss und Verdruss – oder ‘Dancing Red Flashing Point’ (von Gherkin) 

 

Nachdem Caspian I. Eiderdaus zum zweiten Mal vor den Kadi zitiert worden war, weil er eine ‚nicht unerhebliche Menge’ Cannabis-Produkte bei sich führte, und der Richter in Kleve mehr als sorgenvoll auf das klägliche Häufchen Elend hinab gewettert und gepoltert hatte, nahm sich der Beschuldigte vor, nunmehr endlich drogenfrei in das Jahr 2010 zu taumeln. „Es gibt ja immerhin noch den Alkohol. Guter, alter Freund Alkohol, sei herzlich begrüßt nach diesen 8 Jahren der Hardcorekifferei! Ich habe dich zwar kaum vermisst, aber jetzt, heute, sage ich „hello again“, da ich aus der Not eine Tugend zu machen weiß. Aufs Räuscherl zu verzichten fällt mir im Traume nicht ein, sinnierte Caspian, doch jetzt wird ganz legal gesumpft….. Die DVD mit dem exzessiv-orgiastischen Treiben des Johnny Depp in „Fear & Loathing in Las Vegas“ wurde entsorgt, es wurde hierfür gekauft: „Hangover“ mit Ed Helms. 2 Sixpacks und eine Buddel ‚Leberkleister’ waren rasch besorgt, dann prostete sich Caspian im Spiegel selbst zu: „Hau´ wech die Scheiße!“ und wusch – elegant sind die Flüssigkeiten entsorgt worden. Nein, geschmeckt hatte es ihm nun nicht gerade, aber die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Wen interessiert denn, wie es schmeckt, wenn nicht einmal 24 Sekunden nach dem Einfüllen der Plörre in die hierfür vorgesehene Öffnung das Räuschlein auf frechen Sohlen um die Ecke geschlichen kommt? Genau, keinen, absolut niemanden. Harald Schmidt: „Was interessieren mich Öchsle, edle Abstammung und Charakter? Mir kommt es nur auf die Wir- kung an und natürlich, dass ich am nächsten Morgen keinen Kopf habe. Das ist Weingenuss!“

Von Freunden hatte er es gehört: Absinth habe eine ähnliche ‚Rezeptur’ wie THC. Aha!

Das ist doch eine Option für einen Umsteiger, meinte Caspian sofort. Absinth also, ja?

Bei einer sehr großen Anzahl von Absinthmarken ist die Spirituose von grüner Farbe. Deswegen wird Absinth gelegentlich auch „die grüne Fee“ (französisch: la Fée Verte) genannt. Der Alkoholgehalt liegt üblicherweise etwa zwischen 45 und 85 Volumen-Prozent und ist demnach dem oberen Bereich der Spirituosen zuzuordnen. Aufgrund der Verwendung bitter schmeckender Kräuter, insbesondere von Wermut, gilt Absinth als Bitter-Spirituose, obwohl er selbst nicht notwendigerweise bitter schmeckt. Auch ein möglicher gemeinsamer Wirkmechanismus mit dem Cannabis-Wirkstoff Tetrahydrocannabinol über eine Aktivierung von Cannabinoid-Rezeptoren konnte nicht bestätigt werden. Sicher ist, und hier sind alle In- fos stimmig: Absinth ist ein Epileptogen, kann zu völliger Wesensveränderung führen. Unter Absinth-Einfluss schnitt sich Vincent van Gogh das Ohr ab. Temporallappenepileptiker haben hernach, wie van Gogh, keinerlei Erinnerung mehr an die Zeit des Anfalls. Paul Gauguin und van Gogh verloren ihre Freundschaft durch diesen harten Stoff, den Respekt und ihre Würde.

Ingredienzien: Außer Wermut (Artemisia absinthium) enthält in Frankreich und der Schweiz hergestellter Absinth noch Anis, doch teilweise ersetzt durch den billigeren Sternanis, sowie Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse und pontischen Wermut. Andere Rezeptvarianten verwenden auch Angelika, Kalmus, Origanum dictamnus, Koriander, Veronica, Wacholder, Muskat und verschiedene weitere Kräuter. Wermut, Anis und Fenchel sind dabei die Kräuter, die den typischen Geschmack des Absinths ausmachen. Die übrigen Gewürze dienen anscheinend der geschmacklichen Abrundung. Die grüne Farbe, die viele Absinthsorten aufweisen, stammt vom Chlorophyll der typischen Färbekräuter wie pontischem Wermut, Ysop, Melisse und Minze. Ein weiterer Bestandteil ist das ein wenig mysteriöse Thujon. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten in der Historie der Getränkeherstellungen, dass hier immer wieder Ingredienzien auftauchen, die kein Verbraucher erwartet, fordert oder freudig begrüßt: Zu Beginn der Cola-Schwemme war – viele wissen das gar nicht – Kokain (!) in der braunen Brause. Aus gewissermaßen offensichtlichen Gründen musste dieser Zusatz jedoch recht bald wieder verschwinden. Aber wir gutgläubigen Verbraucher „schlucken“ ja vieles: Was eigentlich bewirkt Taurin in all den Power-up-Getränken? Warum befand sich einst Frostschutzmittel im Wein? Alerte Fragen… Kein Käse mehr in der Pizza? Keine Spur von Vanille im Vanille-Eis? Nein! Stattdessen Käsesurrogat in der Käse-Pizza und Vanille-Aroma plus sonstiger künstlicher Zusatzstoffe im Eis. Und täglich werden mehr LL (= Lebensmittellügen) aufgedeckt, ich warte auf den Tag, da bekannt wird, dass Eierlikör keine Eier beinhaltet.

Thujon ist als ein Nervengift bekannt, das in höherer Dosierung Verwirrtheit und epileptische Krämpfe (Konvulsionen) hervorrufen kann. Seit 1998 ist Absinth in den meisten europäischen Staaten wieder erhältlich. Auch in der Schweiz sind seit 2005 die Herstellung und der Verkauf von Absinth wieder erlaubt (nach dem generellen Verbot zu Beginn des 20. Jahrhunderts in fast allen heutigen EU-Staaten außer Portugal und Spanien; in Großbritannien blieb zumindest der Verkauf erlaubt). Das Wort selbst stammt aus dem Griechischen und bedeutet schlicht Wermut. Das berühmteste Gemälde dürfte von Viktor Oliva stammen (1901): Der Absinthtrinker. Caspian kaufte sich flugs 2 Flaschen (66 %!) und trank, als er das berühmte Ritual auf dem Beipackzettel (welche andere Spirituose hatte schon eine Gebrauchsanleitung?) studierte, in aller Unschuld das „Fixer-Besteck“ begutachtete (Absinthlöffel, Reservoirglas und Spezialzucker) und die historischen Daten bewunderte (Verbotenes hat eben seinen besonderen Reiz, DAS kannte Caspian ja noch vom Kiffen her!), den ersten „kalten“ Schluck, denn er hatte sich nach der Lektüre für die tschechische Trinkweise, ‚das Feuerritual’, entschieden. Dieser erste, sehr zögerliche Schluck schob bereits mächtig Dampf in Richtung Faucium. Mit Wucht und jeder Menge Hitze tobte das Gebräu gen Magen. Caspian musste sofort Wasser hinterher trin- ken. Arrg, das war heftig! Er wusste nun, was auf ihn zukam. Oscar Wilde beschrieb Absinth mit sehr poetischen Worten, was darauf schließen lässt, dass er ihn leidlich maßvoll genoss:

“Absinthe has a wonderful color, green. A glass of absinthe is as poetical as anything in the world.” „Es scheint, als sei die gesamte europäische Elite der Literatur und der bildenden Künste im Absinthrausch durch das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert getorkelt.“ (Hannes Bertschi und Marcus Reckewitz; Quelle ist, natürlich, WIKIPEDIA)

 

Dieses beliebte Kuh Umstoßen, die Kühe missbilligen dies in nicht unerheblichem Maße, soll ja aus einer immens Absinth geschwängerten Laune heraus gegoren, äh, geboren worden sein! Diese Kühe schlafen im Stehen, und natürlich sind sie gerade dann angreifbar. Es ist leicht, sie dann, im Tiefschlaf, umzustoßen. Das ist unerhört.

Unmäßigkeit, Sucht, Rauschgift-, Tabletten- und Alkoholabusus, Völlerei und die Gier nach mehr: „Der so zum Tier sich macht, befreit sich von dem Leid, ein Mensch sein zu müssen!“ (Dr. Johnson, aus „Fear & Loathing in Las Vegas“). Im Kontext zum berühmten Spruch von Astrid Lindgren entfaltet obiges Zitat sein volles Aroma: „Es ist schwer, ein Mensch zu sein, und das muss es vielleicht sein.“ Nur so ist es zu verstehen, dass wir uns berauschen müssen.

Cas´ Vater lobte ihn sehr: „Du hörst auf mit dieser Kifferei? Das freut mich! Lieber mal ein Fläschchen Wein abends als ein Joint am frühen Nachmittag. Ich bin froh, das zu hören!“ In Deutschland sterben jedes Jahr 42.000 Menschen an den Folgen ihrer Alkoholsucht. Diese Zahl nannte die Bundesregierung. Danach gelten 4,3 Millionen Menschen als alkoholkrank oder gefährdet, wogegen es in den gut 10.000 Jahren der friedvollen Hanfnutzung noch nicht einen Toten zu beklagen gegeben hatte. Das wollte Caspian entgegnen, doch er ließ es sein. Es hätte seinen Vater ziemlich enttäuscht. Da war doch wieder die alte Masche, diese uralte Rechtfertigungspolitik zu hören? Nein, er ließ es, und damit seinem alten Herrn den Triumph des Säufers (jener gurgelte täglich exakt 1 ½ Flaschen Rotwein – bei einem Alkoholikertest würde er ganz klar als abhängig eingestuft werden, keine Frage!) über den jetzt ehemaligen Rauschgiftabhängigen. Schließlich war er ja gerade dabei, die Fronten zu wechseln. Hicks...

Denn, das musste er zugeben, psychisch abhängig hatte ihn die edle Pflanze gemacht, ohne jeden Zweifel. Für „Cas“ war es ein Pyrrhus-Sieg. Denn jetzt begannen die wirklich harten Zeiten für seine Leber! Jetzt! „Schlink nosch ein’n Whuck Trisky!“ „Wiiieee bitte?“ „Iisch saachdö: Whink nosch ´nen Truck Schlisky!“ Ein Nebeneffekt, den es bei Cannabis rein gar nicht gibt: Die verwaschene, für den Nachbarn völlig unverständliche Sprach-Information…

Ich komme mir vor wie ´ne Ratte, ich komme mir vor wie ein Schwein, den Affen, den ich bis eben hatte, tausche ich gegen ´nen Kater ein… 2 konkurrierende Trinker beim Klassentreffen:

„Ich??? Ich bin zwischenzeitlich noch sehr viel tiefer gesunken. Und ich hörte dich, weit unter mir, ständig, bemüht, sehr entfernt und enervierend penetrant klopfen! Nachdrücklich, stetig!“

Die emotionale Reife eines Nashornbabys, die psychische Stabilität eines Primatenhäuptlings, die Sensibilität eines Fahrradschlauchs, das Selbstbewusstsein eines Wasserflohs und die soziale Kompetenz eines Spermatozoons: ‚Absinth, Absinth, mein Gatte spinnt, er droht die Katze zu ermorden! Aus ihm ist dank der grünen Fee ein Monster-Hulk geworden!’ Caspians Metamorphose zum Testosteron- und Adrenalin-Alphamännchen stand nichts mehr im Wege, hatte mit dem dritten Schluck Absinth, jetzt im Feuerritual-Modus, begonnen. Caspian Eiderdaus vereinsamte peu á peu..

Nach lediglich 6 Wochen des täglichen Genusses dockte er im virtuellen Nirvana an, sinnierte und reflektierte, ließ den Tag willenlos verstreichen. Jede Nacht setzte er sich im verdunkelten Raum ans Fenster und starrte hinaus. Nur noch 3 Wochen, dann begrüßte diese Welt, diese so erbarmungslos grausame Welt dort draußen, das Jahr 2010. Caspian trank mechanisch, seine Trunkenheit war zum Normzustand geworden, das anfängliche Hochgefühl wich einem Spie- geltrinkerpermanentrausch, der, hätte irgendwer es ihm doch nur zuvor gesagt oder ins tumbe Ohr gebrüllt, dem Normalzustand eines glücklichen Babys an der Mutterbrust ähnelte, völlig frei von Stress, Lust, Tod, Sucht, Pflicht und Hass, losgelöst von allen Abhängigkeiten. Eine wohl vom Schöpfer so gewollte Normzufriedenheit, die ohne jedes Aufputschmittel, ohne die Zuhilfenahme von Drogen und ohne Reichtum oder Macht herstellbar ist, nur im Umgang mit geliebten Menschen und in vertrauter Umgebung, satt, wach, nüchtern und äußerst wohlgemut...

Caspian sah dort draußen, es war exakt 22:30 Uhr, einen tanzenden roten Punkt. Ab und an hielt der rote Punkt an, stand still, fuhr dann rasch abwärts, verblieb dort, etwa 45 cm tiefer, um hernach wieder aufzufahren, zu verharren. Cas war fasziniert. Mitunter verstärkte sich die Farbe, wurde tiefrot, dann wieder, blasser werdend, erschien ihm der tanzende Punkt als eher schwaches Rosa in der tiefdunklen Nacht. Jeden Abend saß er nun zur gleichen Zeit am Fens- ter, hochaufmerksam in die Nacht starrend. Und tatsächlich – wieder erschien der Punkt. Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Caspian putzte die Brille, ging näher ans Fenster heran, dies musste ergründet werden! – doch es kam nur wieder zur bekannten Tanzeinlage, das alte rauf- und runter-Spiel, niemals hin und her, nur rauf und runter. Vor allem das Verharren irritierte.

Was hatte es mit diesem Punkt auf sich? Caspian begann, sich Notizen zu machen. Aber seine Aufzeichnungen, nach 12 Tagen gesichtet, konnten keinerlei Aufschluss erbringen. Es gab die 3 Fakten, und die blieben bestehen: Der rote Punkt tanzte für ihn von 22:30 bis 22:36 Uhr, an jedem Tag außer Dienstags, zu jedem Wetter. Auch im Sturm oder im Regen (es gab im Zeit- raum der Recherchen allerdings nur Nieselregen) blieb es dabei: Auf- und Abbewegung, jenes bekannte Stillstehen, dann das plötzliche Verschwinden. War das ein Ufo? Wie weit war denn der Punkt überhaupt entfernt? Caspian dünkte, es müsse sich um etliche Kilometer handeln. In tiefdunkler Nacht, es gab hier weit und breit keine Straßenbeleuchtung, sollten doch auch weitere Personen dieses Phänomen beobachtet haben. Er rief die Sternwarte an. Kein Erfolg. Weder eine Meldung über Ufo-Sichtungen noch Anrufe besorgter Bürger wegen tanzender roter Punkte am Nachthimmel. Resigniert legte Cas auf. Ich werde also verrückt, dachte er, nur ich kann diesen Punkt sehen. So blieb Caspian Eiderdaus auf der Lauer, saß täglich um ½ 11 am Fenster und wartete. Und dies vergeblich ab dem 1.1.2010. Nie wieder tanzte der rote Punkt.

Im Nachbarhaus meinte Frau Pflipsen zu ihrem Mann: „Sei froh, dass Du mit dem Qualmen aufgehört hast. Du musst nachts nicht mehr in die Kälte, bist weniger erkältet, schonst deine Lunge und den Geldbeutel. Übrigens, es ist Dienstag. Die Selbsthilfegruppe beginnt gleich!“

 ENDE       2009-2014 ©GHERKIN 


  D I E    B E R G P R E D I G T    2 0 1 4   

 

ENTMYSTIFIZIERUNGSWAHN IN 2014 (EIN ORAKEL)von Padiaménopé Ba Pallawatsch

 

Gäbe es ein unfehlbares Radarsystem zur Ortung des Weihnachtsmannes bei der Auslieferung der Geschenke, zur Ortung des jeweiligen Aufenthaltsortes des Osterhasen beim Verstecken der Eier oder auch zur exakten Ortung der „Zahnfee“ beim Deponieren des Geldes oder auch der Süßigkeiten unter dem Kopfkissen des unter Milchzahnverlust leidenden Kindes, so wäre dieses System mit Sicherheit im Jahre 2014 in Betrieb. Es ist ganz allgemein eine Entmystifi- zierung festzustellen, die ernüchternd und, in 100000 Graustufen, auch traumatisierend auf diese Erdbevölkerung einwirkt. Kaum noch eine Mär, die sich zu halten traut, kaum noch eine wie auch immer geartete Legende, die nicht auseinander genommen und zerpflückt, geschreddert und kaputt analysiert wird, kaum noch eine ‚Lichtgestalt’, der nicht doch Dreck am Stecken in vielfacher Hinsicht nachgewiesen wurde (seit dem tiefen Fall des Dr. Elmer Notstopfen), zur allgemeinen Erheiterung, Genugtuung und diebischen Schadenfreude. Dies wird zur Folge haben, dass die Kinder keine Helden mehr und die Erwachsenen keine Idole mehr besitzen.

Auswirkung:

 

Tristesse, dumpfes Phlegma, Schwermut, größtmögliche allgemeine Verunsicherung (von den Experten gerne GAV, im liebevollen Kontext zum GAU, dem größten anzunehmenden Unfall wie z.B. in Tschernobyl, benannt) und eine breite Ernüchterungswelle, die ich gerne die „Ententhusiasmierungsphase im beginnenden, zersetzenden Auflösungs- und Zerbröselungsprozess der Menschheitsgeschichte“ nennen möchte. Eine allgemeine Desillusionierungsepoche, die exakt zu bestimmen sein wird, wenn eines Tages eine Art Rückblick gestartet werden sollte, und die sehr sicher mit dem Beginn des Jahres 2014 zusammentrifft. Ich hatte vielfach gewarnt: Im Kleinkrieg rund um die Ausrottung der stilvollen Sprachgestaltung (der Duden wird jetzt, auf immensen Druck der Bevölkerung hin, „gewunken“ als offiziell anerkanntes Partizip Perfekt in den Sprachschatz aufnehmen [Bisher: „GEWUNKEN ist die falsche Form, GEWINKT, das ist die Norm, ich gebe es zu, es holpert, hinkt, „gewunken“ klingt richtig, falsch: „gewinkt“], im Bewusstsein unseres allgemeinen Bienensterbens, angesichts des permanenten Scheiterns aller Klimakonferenzen dieser Welt (ungerührt und tatenlos wird dieser Klimakatastrophe fast schon freudigst erregt entgegen geblickt!!), im Hinblick auf leider doch so manchen Staatsbankrott und – natürlich – mit dem stetig wachsenden Genuss an der ["geilen"] ultimativ-finalen Katastrophe, der Apokalypse, an und für sich (Katastrophentourismus und Massenunfallvoyeurismus!) wird noch in diesem jungen Jahre nachgewiesen: Rabbi Jesus war stockschwul, „er hatte was“ mit Johannes, trotz der Ehe mit Maria und den daraus resultierenden 4 Bälgern, woraufhin er dann seine „Kreuzigung“ arrangierte, sich in Wirklichkeit aber durch die Unterstützung mehrerer ‚Komplizen’ nach Indien, später dann nach Ostsüdamerika abgesetzt hat, von wo aus er schließlich, ziemlich flügellahm, die Widerstandsbewegung gegen die Römer leitete und, viel wichtiger, diesen Auferstehungsgedanken recht vorteilhaft in die Welt pflanzte, nicht wissend, damit eine neue Religion gestiftet zu haben. Egomane Berlusconi wird übrigens, gestützt durch ein sündhaft teures Gutachten in Verbindung mit mehreren DNS-Untersuchungsergebnissen (alles zusammen wird ihn fast 12 Millionen Euro kosten!), zwingend nachweisen, in direkter Linie von einem der vielzähligen Jesus-Kinder (als Narziss getauft, im Jahre 35) abzustammen, was ihm eine lebenslange Regierungszeit in Italien und die Heiligsprechung (after death im Jahr 2021) durch den Vatikan sichern wird… So wird aus einem Saulus ein Paulus, aus einem Brutus ein Johannes Paul.

 

Und was wird nun aus Jesus, den Homer Simpson in einer Folge „Jemus“ nennt und zögernd anbetet? Diese fingierte Auferstehungsposse wird, endlich schlüssig nachgewiesen, die christliche Religionslehre, Theologie und Theosophie, nachhaltig erschüttern. Es wird vehement nach Theophanie gebrüllt werden, ja sie wird so explizit gefordert werden, dass dem Schöpfer gar nichts anderes übrig bleiben wird, als diesem Ruf zu folgen. Allerdings, ein „gewisser Termindruck“ wird dem entgegenstehen, Gott wird letztlich zum vereinbarten Gesprächstermin auf dem Gemeindeplatz in Schöllkrippen (Ü-Wagen aus 963 Ländern dieser Erde werden vor Ort sein, in allen Ecken der Welt werden gewaltige Menschenmassen vor riesigen Bildschirmen hocken – in Erwartung Seiner Ankunft, U 2, Milow, Jay-Z und Lady Gaga werden live aus New York, Rom, Paris und Tokio zugeschaltet, um dann, ernüchtert (sic!), doch wieder einpacken zu müssen, die bittere Erkenntnis im Hirn: Umsonst wohl nicht gerade, aber doch vergeblich gewartet!!) NICHT erscheinen, was alle Gegner sofort auf den Plan rufen wird: Es gibt ihn gar nicht! Da habt ihr es! Gäbe es ihn, käme er doch… Aber kam er?? Nein, er zog es vor, gar nicht erst zu erscheinen. Ergo gibt es ihn nicht! Reißt die christlichen Kirchen nieder, sie erfüllen keinen Zweck. Pfaffen, Nonnen und Päpste – fort mit ihnen, denn sie existieren sinnfrei. Das wird dann so weit gehen (und ich scherze nicht!), dass sogar die 1 Mio. Kirchencafés in so gut wie allen deutschen Städten sofort aufgegeben werden. In ihnen wird es demnächst dann ‚McDonuts’-Filialen geben, die neue und extrem umsatzträchtige Idee der McDonald´s-Kette, nach all den McDrives und McCafés, und ich denke, wir alle wissen, dass dann „McMuffins“ folgen wird, folgerichtig… Und dies ist dann wohl auch quasi der Untergang der westlichen Zivilisation, die Okzident-Apokalypse! Das Ende… So lang ersehnt, so oft verfilmt, jetzt ist es endlich da.

 

Der Höhepunkt dieser Entmystifizierungswelle wird erreicht sein, wenn in einem kleinen Kaff in Schnupfen, Texas (USA) ein außerirdisches Raumschiff mit 6 Aliens an Bord landen wird - und alle zufällig Anwesenden lahm abwinken. „Ach Gottchen, Außerirdische… Ihr seid ja so was von 90er Jahre… Total out! Und Euer Outfit… Nee, Euch gibt es zudem gar nicht!“ Von diesen Worten herb enttäuscht und außerdem auch „menschlich“ tief getroffen, werden sofort sowohl Raumschiff als auch Besatzung sanft entflimmern & entbeamen. Weil nicht sein darf, was nicht sein kann? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Die Erscheinung wird verblassend verschwinden, weil hochoffiziell nachgewiesen wird, dass eine Raum- und Zeitreise hier zu unserem Planeten technisch nicht machbar ist, für keine noch so hoch zivilisierte und hoch technisierte Bevölkerung keines noch so hoch entwickelten Planeten (ja, auch Beteigeuze nicht!) außerhalb unserer Milchstraßenbewusstseinsphilosophie - und wenn wir uns noch so weit wie nur irgend möglich über unseren Tellerrand beugen… Nachgewiesen ist nachgewiesen! Die Wissenschaft lügt ja nicht!

 

FAZIT:  

 

2014 wird dereinst als eines der wichtigsten Jahre der Menschheit gelten, gleich nach 1040 (in Erinnerung an den ersten Buchdruck in China) und der wohl ersten Nutzung der Elektrizität (1. Jahrhundert v. Chr.: Ein parthisches Tongefäß aus der Nähe von Bagdad, das 1936 von Dr. Wilhelm König gefunden wurde, enthält einen Eisenstab und einen Kupfer-Zylinder, der mit Asphalt abgedichtet war. Div. Versuche des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim zeigten, dass mit dieser Anordnung und Traubensaft als Elektrolyt eine Spannung von 0,5 V. erreicht werden konnte. Sie könnte zum galvanischen Vergolden verwendet worden sein) hat das Jahr 2014 entscheidenden Charakter für das Fortbestehen der Menschheit: Von nun an ist die Richtung klar – es geht jäh steil bergab! Lug, Betrug, Mythenschwund, Glaubenskrise und Beginn des stoischen, lakonischen, zynischen Hinnehmens des Zerfalls aller Werte, hierfür wird 2014 stehen!

DIES ABER WISSET NUNMEHR, IHR ALBERNEN MENSCHLEIN!


 ABTEILUNG SLANG-ÜBERSETZUNG: „Was eigentlich bedeutet >Gurken<?"

„Gurken“ nennt man das sinnfreie Herumhängen (in Insider-Kreisen auch „Abhängen“ oder „Chillen“ genannt) meist Jugendlicher, gerne z.B. auf Kinderspielplätzen oder im City-Einkaufsparadies, vornehmlich auf den Bänken, die meist von Rentnern frequentiert werden (sollten). „Gurken“ oder „Herumgurken“ nennt man auch die ersten Versuche der Kinder, auf Drei- oder Fahrrädern Haltung und Balance zu wahren. Auch die Fahrt in einem schrottreifen Fahrzeug kann durchaus als „Gurken“ bezeichnet werden. Ein Besoffener auf dem Nachhauseweg „eiert“ oder „gurkt“ – manche lustvoll stöhnende Dame aus dem Obergeschoß „gurkt“ gerade. Im Prinzip ist damit aber eine negativ besetzte Floskel gemeint, was mir, als Gurkenliebhaber, durchaus missfällt. Ich empfinde die Gurke als sehr gut, als positiv. Eine negative Assoziation erscheint mir somit total unmöglich!


 

Seelenzustand, permanenter  http://gherkin.blog.de


Selbstverständlich selbst erdacht dies:

 

RELATIONSHIP (Padiamenope Ba Pallawatsch Esq.) ©2010

 

Wie Leser zum Buch?

 

Wie Schneider zum Tuch?

 

Wie Note zum Book?

 

Wie Reise zum Zug?

 

Wie Beutel zum Geld?

 

Wie Western zum Held?

 

Wie Ratte zum Schwanz?

 

Wie Glück zum Hans?

 

Wie Pappe zum Dach?

 

Wie Land zum Brach?

 

Wie Männchen zum Strich?

 

Und mein Über zum Ich?

 

Was die Frage EINS angeht

 

Erfolg dir nur zur Seite steht

 

Gestatte, dass ich´s sage

 

Durch: GABE - HINGABE - AUSGABE!

 

Durch: GEBEN - NEHMEN - DENKEN!

 

Durch: LERNEN - WISSEN - SCHENKEN!

 

Nun weißt du meinen Rat!

 

Hast du den besseren parat?

 

 

 

> Lommer ens joot jet müffele jonn, Lückscher… <

MEIN BAUCH, DER UMFANGREICHE FREUND,

SCHICKT MIR DIE ALLERBESTEN GRÜSSE…

UND FÜGT NOCH GRINSEND FLOTT HINZU:

VERSPERRT SEI NUNMEHR JEDE SICHT AUF GLIED UND FÜSSE!

Einzelfuß und Pedersoli schritten stramm den Rhein entlang, aßen mittags Ravioli, und unterwegs: Wein plus Gesang! Plötzlich meinte Einzelfuß (und er sprach mit viel Verdruss): "Es schifft so herbe wie die Sau, es pisst vom Himmel Kabeljau!" Pedersoli knurrte: "Richtig! Regenschirme wären wichtig, wenn´s denn wolkenbrücheln mag... Es regnet schon den ganzen Tag! Sag an, mein Bruder Einzelfuß, bei diesem herben Wolkenguss - hast du die Schirme eingesteckt, wie ich´s bei Planung schon bezweckt?" - Einzelfuß verneinte barsch, darauf Pedersoli harsch: "Mit DIR nie wieder an den Rhein, 19 mal war schlechtes Wetter! Beim Wandern einmal trocken sein... hätt´ der Einzelfuß nur, o hätt´ er, an die Schirme nur gedacht!" - "Du, der Planer, Großstratege, hättest 1 x nur gepackt, kämen wir nicht ins Gehege, plane ICH, wird eingesackt! - DU wirst an die Schirme denken, ICH werde planen, rechnen, lenken....." – Das ist das Ende dieses Märchens, und auch das Ende dieses Pärchens -


 

‚Couscous’ (Hommage an alle euphemistischen Prokrastianer dieser Welt!)

 

Sie waren die besten Freunde in der Rohloff-Schule zu Köln, Agrippastraße! Ihren Abschluss hatten sie 1973 gemacht: Gaby Cordes, Karl-Heinz Götten, Cornelia Sünner, „Lucky Luke“ Lukaschek, Susanne Sopart und Gerfried Bedenkirch. Zwar existiert diese „Private Handels- und Höhere Handelsschule Rohloff“ längst nicht mehr, wohl aber noch die Freundschaft unserer sechs ehemaligen Schüler. In der „Sense“, der damals berühmt-berüchtigten Eckkneipe, in der so manche Schulstunde geschwänzt worden war, hatten sie es verabredet: Wir bleiben Freunde, für alle Zeiten! Und wir werden uns regelmäßig treffen, alle 6 Jahre. Dann wird geschlemmt und gezecht, über alte Zeiten gesprochen, Rohloff-Schule-Anekdötchen ausgetauscht, und in der „Quetsche“ (der damaligen Schülerzeitung) geblättert. Diese Verabredung sollte immer bei einem der Freunde, der Reihe nach, stattfinden, der dann auch das Essen selbst zu kochen hatte, ob er nun mit Freude am Herd stand oder nur eher lustlos Speisen zubereitete. Alle 6 Jahre sollte jeweils ein bestimmtes Land reihum via Cuisine in den Mit- telpunkt erhoben und auch zelebriert werden. Keine deutsche Küche, keine Hausmannskost, nur Haute Cuisine!

Man verabredete, sich streng an die geltenden Kriterien der Haute Cuisine zu halten:

-   Erstklassige, inspirierte und professionelle Küche mit kreativem Anspruch und mit viel       Improvisation. Zitiert werden kann die exotische Küche genauso wie die regionale Küche
-   Marktfrische, erlesene Ausgangsprodukte
-   Detailbesessenheit und perfektes Arrangement, das die Auswahl und die Gestaltung der Weinkarte ebenso umfasst wie die vollendete Serviertechnik und das Anrichten der Speisen
-   Kenntnis des Hintergrunds (Landestypische Küche, gegebenenfalls kleiner Vortrag)

« En cuisine, comme dans tous les arts, la simplicité est le signe de la perfection »
„In der Küche ist, wie in allen Künsten, die Einfachheit der Ausweis der Perfektion“

[Brillat-Savarin, der berühmteste Feinschmecker der Neuzeit, hat am Ende des 18. Jahrhunderts im antiken Götterhimmel die Muse Gasterea dazu erfunden und ihr einen Tempel errichtet; neben Lucullus und Bacchus, Ceres, Vulcanus - und Diana natürlich]

Es hatte sich durch Los entschieden, welche Reihenfolge eingehalten werden musste, und außerdem war noch festgelegt worden, welche Länder und welche landestypischen Gerichte auf den Tisch gebracht werden sollten:

Am 12. 12. 1979 musste Gaby Cordes die Runde eröffnen, mit einem 3-Gänge-Menü. Dies sollte es dann auch bei den weiteren 5 Freunden geben. Gaby also, eine passionierte Köchin, ein Gourmet, begann mit Frankreich, und sie entschied sich für «tortellis de brocolis sautés à l'huile d'olive et gousse d'ail, avec ragoût fin de pigeon au vinaigre balsamique», am 12.12.85 folgte Kalle Götten mit Spanien, Conny Sünner gab sich ganz dem Thema Indien  hin, ‚Luke’ bot am 12.12.1997 die gehobene italienische Küche an, Susi Sopart hatte sich sehr der chinesischen Kochkunst verschrieben – und Gerfried „Gerri“ Bedenkirch hatte die afrikanische Küche als „Thema“ aufgebrummt bekommen. Da diese Gerichte gleich vor Ort, noch in 1973, festgelegt wurden, wusste Gerfried Bedenkirch, dass dereinst Kuskus auf ihn zukam. Aber erst am 12. Dezember 2009. Na, das hatte ja noch Zeit.

Es ist übrigens ein sehr bekannter und oft bemühter Satz bei Prokrastianern. Dieser Gattung war er zuzuordnen.

Ganz kurios: In diesen 36 Jahren „begegnete“ das afrikanische Gericht dem guten Gerri nicht ein einziges Mal!
Und auch er ging nicht einen einzigen Schritt auf Couscous zu. Nur auf Burger, Pommes, Currywurst und Pizza.

Die 6 Freunde entwickelten sich ganz unterschiedlich. Alle außer Bedenkirch brachten es zu etwas, wie man so schön sagt. Eine Anwältin, ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, eine engagierte Catering-Chefin, ein Pharma-Referent und die Inhaberin zweier Sonnenstudios – das konnte sich sehen lassen…. Aber Gerfried Bedenkirch,
ja, der durfte als gescheitert betrachtet werden. Er hatte nie einen Fuß in die Tür der Erfolgreichen bekommen. Obschon, wie ja alle ‚Rohloff-Schüler’, aus reichem Hause stammend, wirtschaftete er sich Jahr für Jahr weiter herunter, bis er dann, im Jahr 06 schließlich, bei Hartz IV gelandet war. Zu den opulenten Verabredungen ging er selbstverständlich, immer in einigermaßen vorzeigbarer Garderobe. Noch 1979 hatte er ‚freier Autor’ auf die Frage geantwortet, was er denn jetzt so mache, nach seiner Verpflichtung als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Da Bedenkirch über die Jahre jedoch keine Bücher, nicht einmal einen Artikel in einem Magazin vorweisen konnte, gab er es auf, ‚Autor’ zu sein, pardon, sein zu wollen. Dann, im Jahr 1991, hatte er vorgeblich eine Umschulung zu jenem Zufluchtsberuf aller Arbeitsagenturen, formerly known as ‚Arbeitsamt’, dem Bürokaufmann, begonnen (gelogen!); schließlich, 1997, wurde er Lektorassistent bei einem Viersener Verlag (den es nicht gab!), um dann, 2003, als man sich bei Susanne Sopart traf, keck zu behaupten, er sei nunmehr „Privatier“ - und könne sich dies auch leisten, eine Erbschaft habe ihn aller materiellen Sorgen entledigt. In Wahrheit hatten sich die Eltern schon ca. 1976 von ihm losgesagt, als ruchbar wurde, dass er als Zeitsoldat beim Bund während des Wachdienstes, to- tal betrunken (3,48 Promille!), ohne Führerschein einen Kübelwagen geklaut und diesen ins Haupttor gebrettert hatte. Folge: Kein Soldat der Führungsfernmeldebrigade 900 in Meckenheim konnte am nächsten Morgen seinen Dienst beginnen, weil das Haupttor nicht zu öffnen war. Der Motorblock des Kübelwagens war verschoben; viel Arbeit gab es auch für den Landschaftsgärtner, denn die geliebten und liebevoll gestalteten Parkanlagen des Ge- nerals waren sämtlich verwüstet. Den Vogel aber schoss Bedenkirch ab, als er dem Spieß, der mittels eines in Er- wartung schlimmster Schrecken in den Drahtzaun geschnittenen Loches überhaupt bis in die Wachstube des Ge- freiten Bedenkirch vorgedrungen war, keck meldete: „Keine besonderen Vorkommnisse, hick!“ Fazit: 3600 DM Geldstrafe, 6 Wochen Einzelhaft, Degradierung zum gemeinen Funker, die unehrenhafte Entlassung, Erbschaft gestrichen, Familie wendet sich mit Grauen ab, Trunksucht ahoi, permanentes Scheitern hallo, gutes Leben adieu

 

Im Nu verflogen die Jahre. Am 11. Dezember 09 schließlich riefen die 5 Freunde bei Gerri Bedenkirch an, der Reihe nach, wie es sich gehörte, um sich zu vergewissern, dass die Orgie zu Ehren von Lucullus, Bacchus und Gasterea auch wirklich stattfände. „Na, schon alle Zutaten für dein Couscous im Haus, Gerri?“ scherzte ‚Lucky Luke’ Lukaschek. „Der hat gut reden“, dachte Bedenkirch. „Der hat die Sause ja auch schon hinter sich“. Und musste sich eingestehen, dass im Gegensatz zu den Freunden gerade bei ihm Stil, Klasse, Geschmack, edler Gaumen und Kochkunst nie angehalten, geschweige denn geklopft oder geklingelt hatten. In seinem 18 qm-

Messie-Wohnraum saß er also unterm Dach und hoffte auf ein Wunder. Kuskus, um Himmels Willen, warum ausgerechnet Kuskus? Nie davon gehört. Was brauche ich dafür, wie bereitet man das zu? Bedenkirch pflegte Nudeln mit Ketchup zu essen, tagein und tagaus. Von Weinen wusste er absolut nichts. Seine Freunde dagegen waren erlesenen Weinen zugetan, waren allesamt Profis und Kenner. Gerfried kannte nur TetraPak-Tütenwein-Verschnitt aus diversen europäischen Ländern, 1,5 Liter zu € 1,39. Er prüfte seine Barschaft: € 12,93... Morgen würden 5 Personen in seinem bescheidenen Attic erscheinen, hungrig und durstig. Und sie würden nach Kuskus verlangen! Er war verloren! „Ich bin verloren!“, jammerte Gerfried Bedenkirch. Schließlich, kurz vor Ende der Ladenverkaufszeiten, raffte er sich auf und enterte, bar jeder Hoffnung, einen african shop (Merkwürdigerweise erinnerte er sich gerade jetzt an einen Spruch des Rektors Stimpson aus dem Film „Clockwise“: „Es ist nicht die Verzweiflung, die könnte ich ja noch ertragen, es ist vielmehr die verlorene Hoffnung!“) und fragte schüchtern nach dem Kuskus-Rezept. Hätte er erst einmal das Rezept, würde er improvisieren. Denn Improvisation war ja erlaubt, gemäß §2 der auf einem Bierdeckel niedergelegten Satzung: La haute cuisine impromptue (= gehobene "improvisierte Küche") ist die Kunst, mit Geschick, einfachen Mitteln und notfalls sogar auf dem Campingplatz die Trouvaillen vom Markt oder die frisch am Hafen gekauften Fische zu einem rundum guten, leckeren Essen zusammenzustellen! Er bekam das Rezept. Gaby Cordes, die Perfektionistin, hatte noch die Unverfrorenheit be-sessen, darauf hinzuweisen, dass sie auf ihrem Plan neben seinem Namen auch die Anmerkung stehen hatte: Ägyptische Linsensuppe & Melonen-Kokos-Traum (ja toll…). Sie freue sich schon. Gerade die afrikanische Küche habe ja ihre besonderen Reize... Sie hoffe, der Gastgeber erweise sich der großen Aufgabe als würdig!

 

Melonen-Kokos-Traum… Als hätte er nicht schon genug Trouble im Rücken. Nie hatten ihn die Freunde je in einer seiner bislang 44 Wohnräume besucht, weil er eigentlich ständig umzog. Nun wohnte er seit gut 6 Mona- ten hier unterm Dach, € 125 plus Nebenkosten. Heizung? Konnte er sich nicht leisten. Es gab nur 2 Stühle und einen uralten Schwarzweiß-Fernseher, 3 Matratzen übereinander dienten als Bett. Er würde EINIGES zu erklä- ren haben, dachte Gerri. Und die Schlafraumecke seines 1-Zimmer-Apartments würde er „irgendwie abdecken“, beschloss er tapfer. Was er dringend brauchen könnte, wäre so ein loyaler Freund wie in der „real“-Werbung. Ja, das wäre es jetzt: „Heiner, hör zu, ich brauch´ noch 3 Stühle, 6 Weingläser, 2 Teller, 6 Dessert-Teller, 3 Löffel, 5 Gabeln, 4 Messer, 1 große Pfanne, drei Servier-Schüsseln, 6 Salatteller, 8–10 Flaschen eines exklusiven Spitzen-weins, 3 Flaschen Sherry, 1 Esstisch, 1 Couchtisch, 1 Couch, 1 Flachbild-TV-Gerät, mehrere Wohnaccessoires, diverse Flaschen des japanischen Spitzenwassers „Rokko No“ und natürlich, alle Zutaten für ein 3-Gänge-Menü.

Heiner, es könnte auch nicht schaden, einen Elektroherd für die Zubereitung des Gelages zu bringen. Geht das?“

Nun, was haben wir denn da? 3-Gänge-Menü, mit einer Ägyptischen Linsensuppe als Vorspeise, mit dem traditionellen KUSKUS als Hauptgang, und mit Afrikanischem Melonen-Kokos-Traum als Dessert (6 P.)

 

750 gr. mageres Hammelfleisch, 150 gr. Butter, 1 ½  St. Zwiebel, 2 ½  St. Knoblauchzehen, etwas Salz, Pfeffer und Chilipaprikapulver,

2 St. Lorbeerblätter, 12 EL grüne Erbsen, 1 ½ St. Kohlrabi, 3 St. Tomaten, 3 St. Paprikaschoten, 4 ½ St. Mohrrüben, 1 ½ EL Tomaten-
mark,
1 ½ TL Tabasco und etwas rote Pfefferpaste/“Awaze“, zudem 375 gr. grober Grieß und 250 gr. Jama-Jama (afrikanisches Gemüse)

 

Aha! € 12,93 standen rund 24 Zutaten, nimmt man Vor- bis Nachspeise zusammen, gegenüber. Ein Dilemma! Morgen sollte das Gelage stattfinden! Und die Bude sah wie ausgekotzt drein. Überall Häufchen, Berge und Schichten allerlei undefinierbaren Gemenges. Die „Küche“ bestand aus einem Single-Platten-Kochgerät zu € 9,99. Es gab 2 Töpfe, 1 Minipfanne, 4 Teller, 3 Löffel, 1 Gabel und 2 Messer. Das war´s. Gerri sichtete seine Vorräte: Nudeln, jede Menge Ketchup, Salz, etwas Pfeffer, ein Kanten Brot, eine Mikroeinheit Margarine und etwa ¼ Liter Rapsöl. Daneben fand er nur noch ein Päckchen Muskatnusspulver, abgelaufen zum 31.12.2006.

„Scheiß auf das Gemüse“, dachte Gerri. Das isst eigentlich keiner wirklich gern. Wir lassen Grünzeug also weg.

Sollte er sich krank melden? Aber nein, er war ein Mann von Ehre. Niemals würde er kneifen. Mit dem, was mir zur Verfügung steht, werde ich „schon irgendetwas zaubern“, dachte der tapfere Mann. Hier ging es um die Ehre (und um die Freundschaft); schon lange hatte Gerri das Gefühl, nicht mehr so richtig für voll genommen zu wer- den. Ja, ihn beschlich das Gefühl, man misstraue seinen Geschichten, glaube ihm nicht vollinhaltlich, wenn er in ausschweifender Art und Weise von seinem abenteuerlichen Leben „im Penthouse“ berichtete. Täglich Chablis, Entrecote vom japanischen Kobe-Rind und stets die teuersten kubanischen Zigarren, ein sorgenfreies Leben mit wechselnden Schönheiten, immer auch mindestens zwölf Flaschen Dom Pérignon oder Veuve Clicquot für alle Eventualitäten auf Vorrat gelagert. Man wisse ja nie, welches A-lphamännchen, welcher B-Promi, welches C-Körbchen oder welcher angesagte D-Jay „noch mal eben auf einen Sprung beim Lebemann und Privatier Gerri Bedenkirch vorbei schaue“. Die dolorose Realität: Internet-Anschluss gekündigt, das Konto bis zum Anschlag überzogen, seit Ende 01 solo, Übergewicht, Leberleiden, Raucherhusten, Messie-Bude, null Freunde, keinerlei soziale Bindung und eine Barschaft, die wahrlich stammeln zu machen sich nahezu aufdrängt: Super, € 12,93!!

Dann war der große Tag gekommen. Um 12:12 Uhr öffnete ‚Gerri’ die Augen an diesem Samstag. Die Freunde würden etwa um 16:00 Uhr eintreffen. Er hatte also alle Zeit der Welt. Zunächst räumte Gerri auf, putzte sogar (erstmalig!) die Wohnung, „machte das Bett“ und stellte ein paar Kerzen auf, die der Vormieter vergessen hatte.

Ab zum ALDI-Markt: Heute sollte SEIN großer Tag sein, heute galt es also… Er, Gerfried Bedenkirch, würde – charmanter Plauderer und eloquenter Kampfausredekaiser – die Dinge schon irgendwie zurechtzurücken wissen, beschönigen, relativieren und die Defizite wettmachen können. Gerri, die alte Kämpfernatur, nunmehr 56 Jahre alt, 124 kg schwer, leerte den kompletten Vorrat seines treuen Tetrapak-„Rebenfreundes“, flotte 10,5 % Alkohol im finsteren, undefinierbaren Gemisch, nahm die 17 Beutel Abfall mit nach unten und kaufte ein: 2 x Tüten-Lin- sensuppe (würde er schon noch „ägyptisieren“), 6 x Bounty (der Melonen-Kokos-Traum!), 2 Packungen Golden Sun Spitzen-Langkornreis Surinam-Guyana im Kochbeutel (je 8 x 125 gr., das bedeutete Reis satt, und würde ja wohl ebenso gut, wenn nicht besser passen als dieser grobe Grieß für sein Kuskus), 6 x „Rebenfreund“ zu je 1,5 l und Schmalzfleisch in der Dose. Ausgegeben hatte er, bis auf 4 Cent, die komplette Barschaft. In einem exquisit anmutenden Speiselokal fragte er nach leeren Weinflaschen („Für meine private Sammlung“) und erhielt 2 nette, leider leere Flaschen Sangiovese und 4 leere Flaschen Merlot. Nur dumm, dass der „Rebenfreund“ ein Weißwein zu sein die freche Stirn besaß. Ab nach Hause. Attic, sweet Attic, dachte Gerri. Ich muss hier irgendwie noch ein wenig Weihnachtsflair hinein bringen. Haben Sie es bemerkt? „Irgendwie“ ist eine Lieblingsfloskel Bedenkirchs und ohne Zweifel auch irgendwie das Credo, Dogma und Motto eines jeden Prokrastianers. Aufgeräumt war jetzt nicht nur die peinliche Bude, aufgeräumt war auch die Stimmung des passionierten Kochs und Lebemannes G.B.

 

 

 

GROWING CONFIDENCE! Vom Nachbarn borgte er sich einen Viertelliter Frostschutzmittel. Mit satanischem Grinsen füllte er den TetraPak-Rebenfreund, vermengt mit ein wenig Frostschutzmittel, in die Glasflaschen ab… Uhrzeit? 15:12 Uhr! 3 Liter Wasser kochen, das ging flott. Liebevoll drapierte er die 6 Bounty auf dem winzigen Tischchen im „Speisesaal“.... Trostlos wirkten die 3 Löffel, die Solo-Gabel und die 2 Messer neben und rund um die 4 Teller. „Dish-Sharing - waaaas? Das kennt Ihr nicht? Unter Freunden zurzeit DER Hit in der Alternativsze-ne, Leute!“ Ja, genau SO würde er es den Freunden verkaufen. Und die Musik zum Gelage? Um 15:48 Uhr grif- fen die Accessoires (4 unterschiedlich große Kerzen), die Musik (Koffergrammophon mit Lautsprecher im Dec- kel, kratzend und scheppernd ertönte „California uber Alles“ von den „Dead Kennedys“), der herrliche Duft von Schmalzfleisch mit Kochbeutelreis [stark überwürzt], durchwabert von Linsensuppe-Odeur & die Kerzenschein- Atmosphäre so raffiniert ineinander und daneben, dass vor dem inneren Auge des Betrachters eine Art Kakopho- nie aller Sinne entsteht. Numinos, dachte Gerri, ich habe es wirklich geschafft, ich bin der Impro-Star des gesam-ten Okzidents. Marginal, etwas grenzwertig, aber doch auch sehr exklusiv und interessant.... Das obszöne Odium seiner Schlafstelle hatte er dezent mit seiner kompletten Garderobe überdeckt. Er übte schon mal den 1. Satz des Gastgebers: „Nehmt bitte Platz, das exorbitante Hors-d´œuvre harret Euer!“ Der tiefgekühlte Rebenfreund in den edlen Glasflaschen (keine Gläser!) und der sanfte Schein der Kerzen – all dies machte ihn glücklich. Es würde in jeder Hinsicht ein denkwürdiger Abend des Schlemmens und der Freundschaft werden. Ein letztes Abschmecken und Probieren! Klasse! Es klingelte. Die Dead Kennedys röhrten. Gerri öffnete. „Ist das kalt hier!“, meinte Gaby.

 

 

ENDE

 

 

DIE BESTEN SPRÜCHE


1.                „Sind Sie allein erziehende Mutter? Nein? Möchten Sie vielleicht eine werden?“

2.                SIEG ODER SUIZID! GLADIOLEN ODER TOD!

3.                Nur ´ne Knarre löst die Starre

4.                „Sie verfluchen mich? Dafür segne ich Sie!“

5.                Meine geistig-moralischen Mechanismen sind äußerst komplex und, vor allem, sehr mysteriös.

6.                Ich wünsche allenthalben eine rundum fröhliche Verwesung

7.                Stimmt´s, Sie leben nicht gern, richtig?

8.                Ansage an alle Hawaii-Hemden-Träger: Ey, kann man das auch leiser stellen?

9.                Fresse, sonst kärchere ich dich wech…

10.             Gnade euch Gott, wenn ich eines Tages die Tabletten komplett absetze…

11.             Ach, wenn Gott das noch hätte erleben dürfen…

12.             „Und mit wem habe ich das Missvergnügen?“

13.             Nun, er ist zwar aus diesem Raum verschwunden, aber es wabert immer noch Blödheit, Stumpfsinn und totale Ignoranz durch das Zimmer…

14.             Bier macht dick, Schnaps macht krank – Ich bin Kiffer, Gott sei Dank!

15.             Heute kann ich leider nicht, ich muss die Testsiege des Direktversicherers COSMOS DIREKT zählen…

16.             Kannst Du nicht vielleicht woanders dämlich sein?

17.             Mithilfe eines guten Therapeuten wirst Du mir mit den Jahren möglicherweise verzeihen lernen können!

18.             Dummheit frisst, Weisheit säuft, Reichtum kokst – und ganz ohne jeden Zweifel: Wahnsinn kifft!

19.             WIXTESTOSTROTZ krieg´ ich ihn immer noch hoch…

20.             Tu uns bitte allen einen Gefallen und knüpf Dich auf der Stelle auf!

21.             Always remember: Amateurs built the ark, but fucking professionals built the fucking Titanic, man!

22.             GET LOST – DROP DEAD – NOW CRAP! – SO HAVE A BAD WANK, YOU GAY SUCKER...

23.             Da strecke ich doch lässig meine Beine aus und verrichte in aller Ruhe meine Notdurft!

24.             Wie kann man einen Schauspieler heiraten oder überhaupt mit ihm liiert sein? Wie kann man wissen, wann er oder sie die Wahrheit sagt und wann er lügt und wann er nur einen Text rezitiert. Wie? Wann?

25.             Glück bedeutet in erster Linie eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis!

26.             Alles Scheiße, alles Mist, wenn du nicht im Kiff-Rausch bist…

27.             Monk in ‚Mr. Monk in Las Vegas’ (13.10.09, RTL): Es gibt ein Sprichwort: Verändere nie irgendetwas!

28.             Benötigen Sie Hilfe beim Examinieren der zerlumpten Überbleibsel meiner peinlichen Existenz? (Nette kleine Frage eines Umziehenden, vor seinem Sperrmüll stehend, an einen Wühler & Sucher gerichtet!!)

29.             Willkommen in Losertown! Population: EINE PERSON! DU! Und ich denke, du wirst Bürgermeister!!

30.             Bei Gefahr, in größter Not, bringt der Mittelweg den Tod!

31.             Nichts getan und nichts gesagt, nichts gekannt und nichts gewagt, so viel ist geschehen, doch ich habe nichts gesehen…

32.             Wünsche allseits eine fröhliche Verwesung!

33.             Hallo Fräulein, ficknicken wir zusammen?

 

Wer mir sagen kann, was diese 3 Bilder miteinander verbindet, der bekommt von mir ein sehr persönliches Geschenk geschickt!

 

 

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2009-2014 © GHERKIN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Barbara Salesch (Original-Zitat): „Wir verhandeln heute den Totschlag an Ihrer
Gattin, Herr Oettinger. Ihr Familienstand?“ „Ich bin verwitwet, Frau Richterin!“

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HOW TO KNOW IF YOU ARE UNDER THE INFLUENCE OF SOME ILLEGAL SUBSTANCES


(maybe angel dust, magic mushrooms, spice, ecstasy (mdma), ganja, dope, lsd, koks, crack, methamphetamine, katt, “h”, edding, lachgas, pattex, mescalin, aether etc.) 

 

1)       You used to say “Booaah Aldaaa” all day and night

 

2)       You want to buy and eat sweets all day and night

 

3)       You genuinely enjoy the awesome "Bill Cosby Show" or the “Golden Girls”

 

4)       You fucking talk toooooo much

 

5)       Life seems pretty good so far

 

 6)       Cotton mouth

 

7)       Flashing red eyes

 

8)       Questions like “are eyebrows even becoming grey when your hair
  turns grey slowly?” become very, very important

 

9)       You really fell out of your chair laughing when goggling “Teletubbies”

 

10)     A lot of hilarious consequences, old son, I bet

 

11)     Silly continuous, uncontrolled laughing, giggling and tittering

 

12)      Male: Your balls itching permanently/Female: You want to buy shoes

 

Sonstiges

 

 

 

  • Das Wort Flatus findet man auch im Begriff Afflatus.

 

Flatulenz

Laut furzend ging er eilenden Schrittes durch die Hotellobby in Richtung Tagungsraum. Es war wohl die Aufregung, vielleicht auch der fette Schweinebraten mit Speck von gestern Abend. Schwer wird's leicht, vor allem, wenn man die regionale Küche so mag. Aber nun mußte er präsentieren, nicht seine Idee, nicht seinen Vortrag, ohne Überzeugung aber auf Geheiß und vor vielen unbekannten Gesicherten.

"Es ist immer wieder schön, Menschen zu treffen, die noch solche Freude an der Wahrnehmung Ihrer Körperfunktionen haben!" Lässig zurückgelehnt sprach sie, in der Hand die Zigarette noch glimmend vom kräftigen Zug, den Sie genommen hatte, fein drapiert alles in einem unglaublich langen Mundstück - wohl aus den Zwanzigern, Retro-Fashion im schlimmsten Fall. Wie sie es schaffte, erst zu sprechen, dann auszuatmen und dabei kleine Rauchkringel vor sich her zu pusten, war ihm unbegreiflich. Vielleicht sang sie, in einem Chor oder Solo, schwamm viel; jedenfalls wußte sie hauszuhalten mir ihrer Luft.

"Ich ... es tut mir leid, Verzeihung." stammelte er.

"Warum sollte es das? Stehen Sie bequem!" Tatsächlich entspannte er ein wenig.

"Ich glaube, ich verstehe nicht."

"Sie müssen nicht verstehen. Dafür benötige ich Sie nicht. Verstehen ...", sie legte eine Pause ein, führte das Mundstück zu ihren Lippen und inhalierte. Ihr linkes Bein, das bis jetzt überschlagen auf dem rechten lag, setze sie nun auf den Boden, beide Beine jetzt leicht gespreizt, ihren Oberkörper beugte sie etwas nach vorn; angespannter als vordem. Er konnte einen flüchtigen Blick auf den Saum ihrer Strümpfe erhaschen. Halterlos, wohl Spitze oder jedenfalls ein gutes Imitat. Sie bemerkte seinen Blick. "Verstehen ist mir nicht nützlich. Ich benötige allein Ihre Körperfunktionen. Freilich nicht in Ihrem jetzigen Zustand - Speck und Zwiebeln vermute ich? - sondern ... auf eine andere Weise."

"Wovon sprechen Sie? Was ... Ich muß zur Konferenz, ich habe wenig Zeit!"

"Ich möchte Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Jetzt nicht. Selbstverständlich, gehen Sie, ich respektiere Ihren Beruf. Aber kommen Sie wieder. Ich denke, Sie können mir etwas geben. Etwas, dessen ich bedarf."

"Noch immer ... verstehe ich nicht. Ich weiß nicht, was Sie benötigen, ich glaube auch nicht, daß ich es geben möchte."

Sie nahm einen langen Zug, sehr elegant. Schlug die Beine wieder übereinander und zupfte das Kostüm zurecht. "Für einen Augenblick dachte ich, wir hätten etwas gemeinsam." Erst jetzt atmete sie aus und pustete dabei kleine Rauchkringel vor sich her. TEXT: ARNE TRAUTMANN (arnetrautmann.de) for you having tasted the fruit – Musik, Photos, Links, Blog, Bücher, Texte.

 


 

O mystischer Hort der Beständig- und Geradlinigkeit: Die Börse, Heimat des aussterbenden Daxes!

 

US-Reporter zu Angela Merkel (übersetzt): „Sir, Ihnen fehlt eindeutig eine gewisse Geschmeidigkeit!“

 

Früh am Morgen – Sorgen, Sorgen! Tief in der Nacht – das Unheil lacht! Mittags ist der Spaß am größten, da muß mich stets 1 Pfeifchen trösten! Und am Abend Sorgenfalten, nun, die werd´ ich wohl behalten! Hey hey hey, smoke weed every day (Aber der letzte Satz ist von Dave Chappelle!)

"Gnade euch Gott, wenn ich eines Tages meine Tabletten ganz absetze!!! Dann lebe ich mein Leben in psychosexueller Oralfixierung der satanisch-sardonisch-obsessionaler, psychotisch-dissoziativer Zwangsstörung, inmitten schöngeistiger Redundanz der atrophierenden Art ohne jede Evaluation!" (Padiamenope Ba Pallawatsch am 18.09.2009, es ist später Nachmittag)

Du weißt sehr genau, dass du einen sehr komplizierten Menschen vor dir hast, wenn du nach einem stimmigen Satz kurz erwähnst: "Das kannst du aber laut sagen..." - und der Mensch neben dir sofort exakt diesen deinen Satz brüllend wiederholt. Meide diesen Menschen... 

Der, rein vom geistigen Zuschnitt her, einfältige Norbert Gumpenschlag, ein durch und durch schlichtes Gemüt (sein Vater pflegt zu sagen: He´s not the sharpest tool in my shed, man!), fragte Gudrun, seine (erneut) schwangere Freundin: "Wie is´n das eigentlich, Gudrun? So ´ne Geburt... wie fühlt sich das denn an? Wie kannst du das einem Mann in etwa verklickern?" - Gudrun, trocken: "Stell´ dir vor, dich tritt ein 140 kg-Koloss so heftig, wie es nur irgend geht, in die Kronjuwelen... Nimm das x 10, dann hast du in etwa unsere Geburtsschmerzen. Klar?"

 

Cop zum offensichtlich Betrunkenen: „Why do you gonna drive this car?“ “Because I can´t walk, Sir!”

The most popular English nursery rhyme since 1806

Twinkle, twinkle, little star,
How I wonder what you are!
Up above the world so high,
Like a diamond in the sky!

When the blazing sun is gone,
When he nothing shines upon,
Then you show your little light,
Twinkle, twinkle, all the night.

Then the traveller in the dark,
Thanks you for your tiny spark,
He could not see which way to go,
If you did not twinkle so.

In the dark blue sky you keep,
And often through my curtains peep,
For you never shut your eye,
Till the sun is in the sky.

As your bright and tiny spark,
Lights the traveller in the dark,—
Though I know not what you are,
Twinkle, twinkle, little star 

“Make me President of the United States and I promise you I surely can open every fucking pickle jar!” (ARNIE SCHWARZENEGGER, GOVERNOR)

 

 

 

 

WHAT I LIKE:

 

          Den 1. FC Köln

       

                     

Gurken

                                            

                                                 

         Satire

                                         

 

 

  Legalize it!     DIE "12"   CYPRESS HILL

     

DIE KÖLSCHE MUNDART UND IHRE VERTRETER     CARTOONS ALLER ART       PFLANZEN          

                                                DIESE BEIDEN SEHR SYMPATHISCHEN ÄLTEREN HERREN - - -

...und natürlich Möpse, Nonsens, Pranks, Hoax, Raillieren, Verstören, den Zeitgeist geißeln und zudem tiefschwarzer, anarchischer Gurken-Humor der grünen Un-Art!

AND WHAT I HATE:

  

 

DEN VERSUCH EINES "NEUSTARTS" AM MONTAG MORGEN

 

 

 

 

  

 So könnte mein Leben, als TV-Format, wohl betitelt werden; jedenfalls bis 1997, seither bin ich sehr brav! Fast langweilig...

 

C R E D I T S:

Ganz besonders sind es: Dr. Franz Kafka, Lörchen, Jürgen Worlitz, Hans Wagenaar, Martijn van Thiel, Swiss Cannabis Ice Tea, Cypress Hill, aXXL Junker, Lamar, Käsekuchen, GURKEN - und natürlich Gott.

PADIAMÉNOPÉ BA PALLAWATSCH INC. | gherkin@hotmail.de

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